Von App bis Bankfiliale – Wie kundennah ist die R+V wirklich?

Von 2018 bis 2024 stieg der Umsatz der R+V Versicherung von 16,9 Mrd. auf 19,8 Mrd. Euro. Vertriebsvorstand Jens Hasselbächer führt diesen Erfolg auf die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Genossenschaftsbanken und die Digitalisierung der Vertriebs-prozesse zurück. Im PLATOW-Interview räumt er ein, dass der Weg seiner Gesellschaft innerhalb der Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken mitunter steinig war: „Der R+V wurde lange vorgeworfen, die emotionale Ausrichtung auf die Genossenschaftsbanken zu vernachlässigen.“
Seit seinem Dienstantritt vor sieben Jahren verfolgt Hasselbächer das Ziel, die Marke näher an die Genossenschaftsbanken zu führen. Die R+V sei dabei „deutlich vorangekommen“, so der Vertriebschef. Für künftigen Erfolg müsse sich die R+V stärker an den Kundenwünschen orientieren. Neobroker und einige Banken seien hier voraus. Um Anschluss zu finden, setzt Hasselbächer auf neue Tools und das Netzwerk der 672 Genossenschaftsbanken. Ein Außendienstmitarbeiter betreut derzeit rund 1.500 Kunden, im Firmenkundengeschäft etwa 900 – zu viel, um persönlichen Kontakt zu gewährleisten. „Ohne digitale Unterstützung – etwa über die Banking App, E Mail oder Telefon – ist eine Betreuung nicht möglich“, erklärt er. Die Genossenschaftsbanken verbinden digitale Kontoführung mit persönlichem Filialkontakt – und sind so näher am Kunden.
„Das können wir als R+V nutzen, um bei sinkenden Kommunikationskosten mit Kunden in Kontakt zu bleiben und Präventions sowie Dienstleistungsangebote zu platzieren“, erläutert Hasselbächer. Die junge Zielgruppe (Anfang 20 bis Mitte 30) holt die R+V bislang schwer ab – ein Problem der gesamten Genossenschaftsgruppe. Über die Bank lassen sich Themen wie Führerschein, Unfallschutz oder Reiseabsicherung bequem erledigen.
„Ziel ist es, den Kunden drei bis viermal im Jahr zu kontaktieren, um die Zufriedenheit zu steigern.“ Das Kalkül dahinter ist, dass ein zufriedener Kunde später positiver auf Angebote wie Bausparen oder Altersvorsorge reagiert. Wichtig sei, dass Bank-, Direkt- , Makler- und Generalagentenvertrieb nicht gegeneinander ausgespielt werden.
„Die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrer Bank und der R+V ist neben dem Vertrauensvorschuss der Kunden das größte Asset und der zentrale Unterschied zu Mitbewerbern“, betont Hasselbächer. Daran werde nicht gerüttelt.