Mediaset will Konflikt mit ProSiebenSat. 1 entschärfen
Angesichts eines aus dem Ruder laufenden Konflikts mit ProSiebenSat. 1 versucht die in MFE (Media for Europe) umbenannte Mediaset, die Wogen zu glätten. Vordergründig geht es um die Besetzung des Aufsichtsrats auf der HV am 5.5. und die Verlängerung des am 30.6. endenden Vertrags von Vormann Rainer Beaujean. Dahinter steht ein ungelöster Konflikt um die künftige Strategie, insbesondere im Hinblick auf die europäische Konsolidierung. So gibt es Gerüchte, wonach MFE in „Geheimtreffen“ mit Oberaufseher Werner Brandt auf eine Ablösung von Beaujean gedrängt und auch Brandt selber angezählt habe.
Auf Anfrage bestätigt Mediaset gegenüber PLATOW, dass es seit Beginn des Investments vor drei Jahren regelmäßige und „stets sehr konstruktive“ Gespräche mit Brandt gegeben habe. Als Großaktionär habe man aber keinen Einfluss auf Vorstandspersonalien. Dafür sei allein der AR zuständig. Da bei der HV inkl. Brandt drei Aufseher zur Wahl stehen, wollte man bei den Gesprächen mit Brandt ein besseres Verständnis für die Auswahlkriterien für die Kandidaten bekommen. Man erwarte, dass diese über „ausreichendes Branchen- und Fachwissen verfügen und zukunftsorientiert im Sinne der P7S1-Strategie für die nächsten drei bis fünf Jahre denken“. Eine Rückmeldung von Brandt zum Prozess habe man noch nicht erhalten.
Als kleiner Hinweis auf den inzwischen bei knapp 18% der Stimmrechte liegenden Anteil, heißt es zum Schluss aber, dass es wichtig sei, dass der Kandidatenvorschlag die einvernehmliche Zustimmung der Aktionäre erhält. Eigene Manager will die der Berlusconi-Familie gehörende MFE nach unseren Informationen wohlweislich nicht entsenden. Brandt selber kann, wenn er erneut antritt, aber wohl mit den MFE-Stimmen rechnen.
Auch gegenüber Beaujean wird die Hand ausgestreckt. Sein Corona-Krisenmanagement wird durchaus anerkannt, was auch die Entlastung auf den letzten beiden HVs belegt. Künftig dürfte auch mit ihm mehr das Gespräch gesucht werden. Bei ProSieben fallen solche Signale auf fruchtbaren Boden: Rückmeldungen von Investoren etwa bei den Calls nach den Quartalsberichten würden durchaus aufgegriffen. Bisher habe Mediaset diese Gelegenheiten aber nicht genutzt.