Trump im Umfragetief – Demokraten trauen dem Braten noch nicht
Frust im Weißen Haus. Noch immer hat Donald Trump an seinem verkorksten Wahlkampfauftritt vor halbleeren Rängen in Tulsa zu knabbern. Intern soll der ansonsten so selbstgewisse US-Präsident sogar Zweifel an seiner Wiederwahl im November geäußert haben.
Tatsächlich liegt Trump in sämtlichen landesweiten Umfragen deutlich hinter seinem designierten Herausforderer Joe Biden zurück. Entscheidender ist jedoch, dass sich Biden auch in wichtigen Swing States ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump liefert oder sogar die Nase vorn hat. Doch die Demokraten wollen den verheißungsvollen Umfragewerten noch nicht so recht trauen. Zu tief hat sich in ihre Parteiseele das Trauma von 2016 eingegraben, als die Demokraten bis zum Schluss felsenfest davon überzeugt waren, dass ihre Kandidatin Hillary Clinton ins Weiße Haus einziehen würde. Keinesfalls wollen sich die Demokraten noch einmal von glänzenden Umfragen blenden lassen. Bis zum Wahltag sind es lange fünf Monate, in denen viel passieren kann. Das hat nicht zuletzt das zurückliegende halbe Jahr auf eindrucksvolle Weise gezeigt. Im vergangenen Oktober sah Trump noch wie der sichere Wahlsieger aus. Die US-Konjunktur brummte, Aktien im Dow notierten auf Allzeithoch. Im Februar verdarb eine Auszählungspanne in Iowa den Demokraten den Vorwahl-Auftakt. Der vermeintliche Favorit Biden geriet ins Straucheln.
Doch mit der „Wiederauferstehung“ Bidens in South Carolina und der Ausbreitung des Coronavirus in den USA wendete sich das Blatt gegen Trump. Die Wirtschaft ging in die Knie und nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd stürmten auch noch die systemisch benachteiligten Afroamerikaner auf die Barrikaden. Mit seinem katastrophalen Krisenmanagement machte Trump alles nur noch schlimmer. Mittlerweile steigen auch die Infektionszahlen wieder rasant an, insbesondere in Regionen, die auf Druck des Präsidenten den Lockdown schon früh wieder gelockert haben. Trumps Hoffnung auf eine erneute Wende der politischen Stimmung ruht vor allem auf einem schnellen Wiederanspringen der Konjunktur im zweiten Halbjahr. Für die Anhänger der Republikaner ist die Wirtschaft traditionell das mit Abstand wichtigste Wahlkampfthema. Ob die Unternehmen schon bald wieder massenhaft neue Mitarbeiter einstellen, ist jedoch mehr als fraglich. Auch an seinem polarisierenden Wahlkampfstil wird Trump nicht viel ändern. Der Präsident kann einfach nicht aus seiner Haut.