Schwache Euro-Inflation weckt Zinssenkungsfantasie
Die Verbraucherpreise im Währungsraum stiegen um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr, wie das europäische Statistikamt Eurostat mitteilte. Der Anstieg fiel damit deutlich geringer aus als im Oktober (2,9 %) und als Ökonomen erwartet hatten (Konsens-Schätzung: 2,7%).
Angesichts der deutlich schwächeren Preisdynamik werden nun Stimmen lauter, die eine zu straffe Geldpolitik fürchten. „Das Risiko ist nun, dass es die EZB übertreibt,“ warnt Frederik Ducrozet, Ökonom des Schweizer Vermögensverwalters Pictet. Er geht zwar davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten wieder etwas steigt. Aus seiner Sicht sollte sich die EZB aber auf Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2024 vorbereiten. Investoren setzen bereits auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik. Dagegen haben EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel und Bundesbank-Chef Joachim Nagel betont, dass die Inflationsbekämpfung in der letzten Phase besonders schwierig ist.
Sie begründen dies damit, dass die Löhne mit zeitlicher Verzögerung auf Kaufkraftverluste durch den bisherigen Preisschub reagieren. Zuletzt sind sie bereits stärker gestiegen. Die Unternehmen dürften die höheren Kosten zumindest teilweise über Preiserhöhungen an die Kunden weiterreichen. Das könnte vor allem die Preise für Dienstleistungen in die Höhe treiben, die besonders arbeitsintensiv sind. Spekulationen über baldige Zinssenkungen sind vor allem für die Verfechter einer straffen Geldpolitik (Falken) unerwünscht. Sie führen dazu, dass die Marktzinsen bereits jetzt sinken. Aus Sicht der Falken ist es dafür noch zu früh. jam