Warum der Bankenverband so an Einfluss verliert
Von Amts wegen ist er es, der mit dem Gewicht der hinter ihm stehenden Organisation, in Sewings Fall ist es die Deutsche Bank, seine Stimme erheben soll, wenn vom Gesetzgeber zu viel Gegenwind kommt und Aufsichtsbehörden wie EZB, Bundesbank, BaFin oder Regulatoren wie der Baseler Ausschuss und das Financial Stability Board, nicht zu vergessen die immer in Habachtstellung befindlichen Verbraucherschützer, Banken wieder einmal Daumenschrauben die anziehen wollen. Diese schränken das Geschäft ein oder lösen gar Benachteiligungen im internationalen Wettbewerb aus.
Nun hat die Deutsche Bank im eigenen Hause so viele regulatorische Baustellen oder produziert Skandale, wie zuletzt in den USA mit Geldwäscheverstößen, die mit einem dreistelligen Millionenbetrag geahndet wurden. Hinzu kommen fast täglich neue Beschwerden von Kunden der Tochter Postbank, die bei der Migration ihrer Daten vom IT-System der Postbank auf das der Deutschen Bank von Unannehmlichkeiten heimgesucht wurden. Nicht zu vergessen die DSL Bank als Teil der Postbank, die wegen Pannen in der Baufinanzierung in die Schusslinie geraten ist.
Alles in allem trägt diese unglückliche Gemengelage mit dazu bei, dass Sewing es oft vorzieht, seine Stimme nicht zu erheben. Ganz nach dem Motto, wer im Glashaus sitzt, sollte sich besser zurückhalten. Oder er lässt gleich seinen neuen Hauptgeschäftsführer, Heiner Herkenhoff, sprechen, zuletzt beim Thema „Green Asset Ratio“, einem Bereich, bei dem Sewing mit der DWS im Gepäck nicht so gerne für eine ganze Branche Forderungen erhebt. Herkenhoff bringt indes nicht dasselbe Gewicht auf die Waage.
Eine ganze Reihe von Verbandsmitgliedern, ist zu hören, bedauert das zutiefst und sieht in Sewing denn auch eine Art „Lame Duck“, wenn es darum geht, sich auch gegenüber der Politik zu heiklen Themen, die für die Branche aber von großer Wichtigkeit sind, selbstbewusst zu äußern. Sewing soll seine Glaubwürdigkeit, als Sprachrohr des BdB Regulierern das zu sagen, was diese ändern sollten, in kleinem Kreis sogar selbst schon in Zweifel gezogen haben.
Zweiter Grund für die Schwäche des BdB ist die Struktur des inklusive des dreiköpfigen Präsidiums (neben Sewing Nick Jue von ING Group und Christian Kühn von Berenberg) elfköpfigen Vorstands. Seit einer schon etwas älteren Initiative, noch unter Hauptgeschäftsführer Christian Ossig, sind Auslandsbanken im großen Stil dort eingezogen. Nicht alle sind allerdings für den deutschen Kunden (Private und Mittelstand) so relevant wie ING Group oder die ebenfalls im Vorstand mit Lutz Diederichs vertretene BNP Paribas.
Barclays steht neben dem Investmentbanking noch für Kreditkarten, die Statthalterin Ingrid Hengster allerdings abstoßen will, ist im Investmentbanking aber im Vergleich zu Goldman Sachs (mit Wolfgang Fink im BdB-Vorstand) ein kleines Licht. Wenn Marion Höllinger (UniCredit/HVB) auch als „Auslandsbank“ durchgeht, entfällt im BdB-Vorstand von den dort versammelten zehn Banken sage und schreibe die Hälfte auf ausländische Häuser. Die im deutschen Mittelstand tief verankerten Regionalbanken sind über die Jahre durchs Raster gefallen, was am Einfluss des BdB zusätzlich nagt.
Doch es kann besser werden, wenn nach unseren Informationen als nächstes Manfred Knof beim BdB ans Ruder kommt. Die Stimmen, die das wegen der Commerzbank-Staatsbeteiligung monieren dürften, sind fast verstummt. Die CoBa mit Knof und Jens Weidmann steht für ein Geschäftsmodell, das schon immer auf dem deutschen Markt fußt. Das verschafft Glaubwürdigkeit, die sich auf den BdB übertragen würde und gegenüber der Politik Kraft und Einfluss verleiht. afs