Alternde Vorstände stürzen kleine Institute ins Fusions-Dilemma
Der demografische Wandel in den Vorstandsetagen könnte vor allem kleine Genossenschaftsbanken in eine Fusion zwingen. Doch die wollen lieber eigenständig bleiben.

Der demografische Wandel macht auch vor den Vorstandsetagen nicht halt. Nach einer Online-Umfrage des Genoverbands scheiden bei mehr als der Hälfte (55%) der 277 Mitgliedsinstitute in den kommenden fünf Jahren Vorstände altersbedingt aus. Bei jedem fünften dieser Institute wird voraussichtlich keine der freiwerdenden Stellen nachbesetzt. Schon jetzt dauere es immer länger, vakante Vorstandsposten mit geeigneten Kandidaten neu zu besetzen, berichtet Michael Hoeck, Vorstandschef des Genoverbands.
Das ist vor allem für kleine Volks- und Raiffeisenbanken ein Problem, insbesondere wenn intern kein Nachfolger zur Verfügung steht. So ist die Suche nach externen Vorstandskandidaten mit hohen Kosten etwa für Personalberater verbunden, die gerade bei kleinen Häusern spürbar ins Gewicht fallen. Wenn bei den kleinsten Genossenschaftsbanken mit einer Bilanzsumme bis 250 Mio. Euro im Durchschnitt ein Vorstand ausscheidet und nur 0,6 Nachbesetzungen erfolgen, dann sei dies ein Hinweis auf eine bevorstehende Fusion, so Hoeck. Denn aufsichtsrechtlich muss eine Bank mindestens zwei Vorstandsmitglieder haben.
Kleine Banken wollen eigenständig bleiben
Doch ausgerechnet die kleinen Banken wehren sich gegen eine Übernahme. Bei 70% der kleinsten Volks- und Raiffeisenbanken (bis 250 Mio. Euro Bilanzsumme) steht der Erhalt der Eigenständigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Auch bei den Banken mit einer Bilanzsumme bis 500 Mio. Euro (69%) und bis zu 1 Mrd. Euro (67%) überwiegt klar die Abneigung gegen einen Zusammenschluss mit einem Nachbarinstitut.
Offen für Fusionen zeigen sich hingegen vor allem die großen Genossenschaftsbanken, die sich zumeist in der Rolle des übernehmenden Instituts sehen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken mit einer Bilanzsumme von mehr als 2,5 Mrd. Euro geben 74% an, dass sie für Fusionsszenarien offen seien.
Demografie hat auch Vorteile
Für viele dieser Institute, die oft bereits mehrere Zusammenschlüsse hinter sich haben, ist der demografische Wandel noch aus einem anderen Grund ein Vorteil. Durch altersbedingtes Ausscheiden können sie ihre nicht selten aufgeblähten Vorstände elegant auf Normalmaß zurückstutzen. Aktuell haben 13% der Mitgliedsinstitute des Genoverbands vier oder mehr Vorstände.