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Kukies sieht durch Zollkrise Risiken für die globale Stellung des Dollar

Im Platow-Interview warnt der Finanzminister vor den wirtschaftlichen Folgen der Zollpolitik und Risiken für den Dollar. Warum er auch eine historische Chance für die EU sieht.

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© Bundesministerium der Finanzen

Bundesfinanzminister Jörg Kukies sieht durch die US-Zollpolitik Risiken für die globale Stellung des Dollar. „Wenn eine Region wesentlich weniger mit dem Rest der Welt handeln will, indem sie zum Beispiel hohe Zölle erhebt, fällt es ihr natürlich schwerer, den Status als Reservewährung aufrechtzuerhalten,“ sagte er im Interview mit PLATOW. Nach seinen Worten gibt es keine Anzeichen, dass die USA den Status als Reservewährung infrage stellen. Kukies verweist jedoch darauf, dass es historisch einen engen Zusammenhang zwischen dem Handel in einer Währung und ihrer Verwendung als Reservewährung gibt.

Laut dem Finanzminister bietet die aktuelle Situation auch die Möglichkeit, den EU-Finanzplatz unabhängiger zu machen und die internationale Rolle des Euro zu stärken. „Die EU muss sich entscheiden, ob sie die aktuelle Situation als historische Chance begreift, um wichtige Projekte wie Bankenunion, Kapitalmarktunion mit einem einheitlichen Verbriefungsmarkt und andere Initiativen umzusetzen.“ Fortschritte bei diesen Projekten wären aus seiner Sicht positiv für die Konkurrenzfähigkeit und die Rolle des Euro in der Welt.

Die Schäden von Zöllen für die die Wirtschaft hält er für beträchtlich. „Zölle schaden allen, sie schwächen Wachstum und erhöhen die Inflation – weltweit, auch in den USA.“ Neben den direkten Folgen der US-Zölle könnten demnach auch die Zweitrundenreaktionen die Wirtschaft stark bremsen, etwa wenn der Konflikt mit China weiter eskaliert. Kukies hat in der vergangenen Woche seinen US-Amtskollegen Scot Bessent besucht. Nach seiner Einschätzung ist die Grundeinstellung der US-Regierung eine ganz andere als die Haltung Berlins. „Aus Sicht der neuen amerikanischen Regierung sind Zölle grundsätzlich positiv.“

Diese Haltung habe es schon in der vorherigen Trump-Regierung gegeben, aber viel moderater. Dennoch sieht er Verhandlungsspielräume. Alle Gesprächspartner hätten auch gesagt, dass die angekündigten Zölle der Anfang einer Verhandlung seien und nicht das Ende.

Trotz der extrem hohen Volatilität an den Märkten sieht Kukies aktuell keine Anzeichen für systemische Risiken, man müsse aber wachsam sein. „Die Märkte reagieren direkt auf jede Äußerung von Donald Trump, so wie nach der Ankündigung einer Zollpause von 90 Tagen.“

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