Private-Banking-Serie

Metzler-Chef sieht erste Früchte der neuen Strategie

Im Interview erklärt Metzler-Chef Wiesheu, warum er auf das Pensionsmanagement setzt und dort viel Potenzial sieht. Die Einstiegshürden seien „höher als die chinesische Mauer.“

von Jan Mallien,
Etage im Bankhaus Metzler
Etage im Bankhaus Metzler © Metzler

Vor anderthalb Jahren verabschiedete das Bankhaus Metzler eine neue Strategie. Jetzt erkennt Bankchef Gerhard Wiesheu erste Erfolge. „Man sieht ganz klar, dass diese Strategie greift und wir bereits die ersten Früchte ernten,“ sagte er im Interview mit PLATOW. Mit Blick auf die Zahlen für 2024 ergänzt der Bank-Manager: „Sie werden an der Erlösentwicklung sehen, dass wir uns schön entwickelt haben.“ Wiesheu warnt vor einem zu starken Fokus auf Kennzahlen wie die Cost-Income-Ratio, die sich jederzeit durch geringere Investitionen verbessern lasse. „Wir investieren im Rahmen unserer Strategie in alle vier Geschäftsfelder.“

Ein wichtiger Schwerpunkt sei dabei die Altersvorsorge und das Pensionsmanagement. „Ich erwarte, dass daraus in Zukunft substanzielle Erlöse im Asset Management generiert werden.“ Im Pensionsmanagement richtet sich Metzler an Unternehmen, die ihren Mitarbeitern betriebliche Altersvorsorge anbieten oder Pensionsrückstellungen aus der Bilanz auslagern möchten. Anders als Versicherer, die eine Mindestgarantie bieten und daher Anlagen in Aktien scheuen, setzt Metzler genau darauf. „Aktien sind als Anlageklasse prädestiniert für die Altersvorsorge, da sie auf lange Sicht höhere Erträge bieten,“ argumentiert Wiesheu.

Dabei sieht er die USA als Vorbild. Dort wurde mit den sogenannten 401 (k)-Plänen bereits ab Anfang der 1980er Jahre eine betriebliche Altersvorsorge ohne Garantie auf breiter Basis eingeführt. „Mit diesem Konzept sind die Asset Manager in den USA durch die 401(k)-Pläne groß geworden, weil das stabile Vermögenswerte sind, die jeden Monat zufließen und mit denen der Asset Manager langfristig arbeiten kann.“ Am Anfang sei das Geschäft klitzeklein, es wachse aber stetig. Metzler habe 20 Jahre gebraucht, um seine heutige Position im Pensionsmanagement aufzubauen, wo die Bank zu den Marktführern zählt. „Man braucht Durchhaltevermögen und spezielle Expertise,“ sagt Wiesheu. So sei der Bereich streng durch die BaFin reguliert. „Zuerst haben wenige Unternehmen mitgemacht, dann sind es schrittweise mehr geworden und gleichzeitig haben immer mehr Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen von unseren betrieblichen Altersvorsorgemodellen Gebrauch gemacht.“

Das Geschäft sei „schon länger“ profitabel, laut Wiesheu waren bis dahin aber jahrelange Investitionen nötig. Mit anderen Worten: Einsteiger brauchen einen langen Atem. „Die Markteintrittshürden bei dem Geschäft sind höher als die chinesische Mauer.“ Dies passe zur Ausrichtung von Metzler: „Wir denken sehr langfristig und investieren ganz gezielt in unsere Stärken.“ Einige Banken hätten versucht, in dem Geschäft Fuß zu fassen, viele davon nach einiger Zeit aber einen Rückzieher gemacht.

Im vergangenen Jahr hat Metzler den Bereich durch die Übernahme des Pensionsfonds der Nürnberger Versicherung verstärkt. Wiesheu hält auch weitere Zukäufe für möglich. „Wir schauen uns alles an, was an uns herangetragen wird, auch größere Möglichkeiten.“ Allerdings sagt er: „Wir wollen nie die Kuh kaufen, wenn wir nur die Milch möchten.“ Sprich: Metzler will keine ganzen Unternehmen übernehmen, um an einzelne Bereiche zu kommen. „Wir können uns vorstellen, selektiv zuzukaufen, wenn es am Markt etwas Interessantes gibt.“

Lesen Sie hier das vollständige mit Gerhard Wiesheu.

Bisher in dieser Serie erschienen:

Teil 1: Verdrängungskampf am deutschen Private Banking-Markt

Teil 2: So will die LLB den Markt erobern

Teil 3: Private Banking wächst kräftig, Berater heiß umkämpft

Teil 4: Bankhaus Seeliger setzt auf Erfolg in der Nische

Teil 5: LGT präsentiert Expansionsplan für Deutschland

Teil 6: Berenberg will stark wachsen – auch durch Zukäufe

Teil 7: V-Bank – Die stille Macht im Private Banking

Teil 8: DZ Privatbank setzt auf Nähe zum Kunden

Teil 9: Frankfurter Bankgesellschaft setzt auf zweistelliges Wachstum

Teil 10: Merck Finck setzt auf lokale Wurzeln und ein europäisches Netz

Teil 11: Private Equity – Privatbanken unter Zugzwang

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse