N26 greift an – Kostenloser Aktienhandel setzt Branche unter Zugzwang
N26 bietet den Aktien- und ETF-Handel künftig dauerhaft ohne Gebühren und Provisionen an. Das ist einerseits eine Kampfansage an Mitbewerber wie Scalabel Capital oder Trade Republic und ebenso an etablierte Platzhirsche wie Comdirect und ING. Andererseits wirkt es ein wenig wie der Versuch eines Befreiungsschlags. Nachdem die BaFin zwischenzeitlich die Kundengewinnung gestoppt hatte (s. PLATOW v. 19.11.24), verloren die Berliner den Anschluss – N26 hat 5 Mio. Kunden, Trade Republic 8. Mio.
Erschwerend kommt hinzu, dass die EU ein Verbot sogenannter „Payment for Order Flows“ beschlossen hat, das 2026 in Kraft treten wird. Die EU stört sich an dieser Art Prozessen, bei denen der Dienstleister (bspw. N26) die Kundenaufträge an einen größeren Akteur abgibt und dafür kassiert. Sie hält sie für hochgradig intransparent. Ohne diese Einnahmen verbleiben hier im Grunde nur noch die Gebühren, die N26 aber abgeschafft hat. Weiterhin sind die Berliner beim Trading mit dem Tech-Dienstleister Upvest verpartnert, der seine Dienste vergütet sehen will. Ein spannender Nebeneffekt ist, dass N26-Gründer und Co-CEO Maximilian Tayenthal in geringem Maß bei Upvest investiert ist.
N26 bleibt uns gegenüber trotzdem entspannt. Auch absehbare regulatorische Änderungen haben „keinen Einfluss auf unsere Pläne, unseren Kunden gebührenfreien Handel anzubieten“. N26 verfüge über ein starkes und profitables Geschäftsmodell mit diversifizierten Ertragsquellen. Trades werden über Upvest auf der Wertpapierbörse Tradegate ausgeführt, bestätigt eine Sprecherin: „Natürlich gibt es auf Tradegate einen Spread, wie an allen Handelsbörsen üblich. Bei Upvest gibt es keinen zusätzlichen Spread.“
Ein weiterer Aspekt ist, dass N26 im Vergleich zu einigen Mitbewerbern ein geringes Anlageangebot hat. Doch auch das soll sich bis 2025 ändern. Die Auswahl an handelbaren Assets sei 2024 sukzessive ergänzt worden, heißt es. Im Laufe des Jahres würden „weitere Features“ hinzugefügt.
N26 setzt mit seinen Maßnahmen die Konkurrenz unter Druck. Während Scalable und Trade Republic auf Anfrage vielsagend schweigen, sind die Platzhirsche hellhörig geworden. „Wir setzen auf Qualitätsführerschaft. Im Durchschnitt sind unsere Kunden seit elf Jahren bei uns“, sagt etwa Sabine Schoon-Renné, Bereichsvorständin Comdirect bei der Commerzbank. Bei der ING verfolgt man die Marktentwicklung „aufmerksam“, sagt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen, sieht sein Haus aber „gut aufgestellt“. Alle ETF-Sparpläne seien dauerhaft ohne Ausgabeaufschlag, man wachse stark. Nicht alle Banken werden in diesem intensiven Markt noch wachsen, N26 hat den Wettbewerb angeheizt.