National-Bank profitiert von „Irrungen und Wirrungen anderer“
Thomas Lange, Chef der privaten National-Bank in Essen, zeigt sich im Interview mit PLATOW als Fusionsskeptiker. Die Bank profitiere von der Neuordnung zahlreicher Konkurrenten.

Ob er an die schleppende Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe durch ABN Amro dachte, an den Erwerb des Private Bankings von HSBC Deutschland durch BNP Paribas, an die Übernahme der Oldenburgischen Landesbank durch die Crédit Mutuel oder an die Planspiele der Unicredit mit der Commerzbank, bleibt ein Geheimnis von Thomas Lange, Vorstandsvorsitzender der National-Bank. Die „scheinbar nicht endenden Restrukturierungen“ und weitere „Irrungen und Wirrungen“ der Konkurrenz jedenfalls bescherten der Privatbank mit Sitz in Essen viele Bewerbungen, sagt der Manager im exklusiven Interview mit PLATOW. Die Namen der Wettbewerber will er dabei nicht nennen.
Lange, seit 2007 im Amt, zeigt sich als Fusionsskeptiker. Zwar habe das Management bereits viele Szenarien durchgespielt. „Immer wieder hat sich jedoch gezeigt, dass es besser ist, die Bank in ihrer Singularität zu bewahren und fortzuentwickeln.“ Der Fokus auf Unternehmen und wohlhabende Privatkunden in Nordrhein-Westfalen sei wesentlich. „Regional ist bio“, frotzelt er.
Auch distanziert sich der promovierte Jurist von der verbreiteten Kritik an der Regulierung. Zwar gebe es „Überdehnungen“ wie die Institutsvergütungsverordnung oder die Green Asset Ratio. „Grosso modo haben wir aber eine gute Regulatorik“, sagt er. „Sie stärkt die Stabilität und Resilienz der Finanzwirtschaft.“ Ob die Aufsicht die Autonomie von Banken in der Praxis zu stark einschränke, könne er „mangels eigener Anschauung“ nicht bestätigen.
Als Rezept gegen Fachkräftemangel empfiehlt der 62-jährige Banker die Einbindung älterer Menschen. Unter den 641 Angestellten seines Hauses seien einige bereits älter als 70 Jahre. Banken sollten „flexible, wertschätzende Arbeitsbedingungen und intelligente Anreizsysteme“ für ältere Beschäftigte schaffen. Derzeit führt Lange den Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) als Vorstandsvorsitzender an.
Lange selbst will erst spät in den Ruhestand gehen. Wenn sein Vertrag 2030 ausläuft, wird er 67 Jahre alt sein. Über eine Vertragsverlängerung entscheide der Aufsichtsrat. „In jedem Fall werde ich aber weiterarbeiten, sei es in der Ausübung von Mandaten, als Hochschullehrer oder in anderen für die Gesellschaft sinnstiftenden Tätigkeiten.“
Hier lesen Sie das gesamte Interview mit Thomas Lange.