Orlopps neue Strategie allein wird die Commerzbank nicht retten
15% Rendite bis 2028 und 100% Ausschüttungsquote. Mit einer ambitionierten Strategie kämpft Commerzbank-Chefin Orlopp um die Unabhängigkeit. Doch das allein wird nicht reichen.

Ein Kursfeuerwerk hat Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp mit der Präsentation ihrer mit Spannung erwarteten neuen Strategie, die sie „Momentum“ getauft hat, nicht ausgelöst. Dennoch scheint Orlopp die Erwartungen des Kapitalmarkts zumindest weitgehend getroffen zu haben.
Mit einer Eigenkapitalrendite von 15% bis 2028 und einem bis dahin um 50% auf 4,2 Mrd. Euro verbesserten Nettoergebnis hat sich Orlopp ambitionierte Ziele gesetzt. Im Rekordjahr 2024 schaffte die Commerzbank ein Nettoergebnis von 2,7 Mrd. Euro und eine Rendite von 9,2%. Erreichen will Orlopp ihre Ziele mit einem Mix aus Wachstum, geringeren Kosten und mehr Effizienz.
Demnach sollen die Erträge bis 2028 um gut 3 Mrd. Euro auf 14,2 Mrd. Euro steigen. Dabei setzt Orlopp vor allem auf kräftiges Wachstum im Provisionsüberschuss, der durchschnittlich um gut 7% steigen soll. Um die geplanten Kosteneinsparungen von jährlich 500 Mio. Euro zu realisieren und die Effizienz in der Zentrale zu verbessern, die Unicredit-Chef Andrea Orcel jüngst monierte, will die Commerzbank-Lenkerin insgesamt 3.900 Stellen streichen, vor allem in Frankfurt.
Zugleich sollen jedoch in Osteuropa und Malaysia ebenso viele neue Stellen aufgebaut werden, nur eben deutlich billigere. Das soll die Cost-Income-Ratio von aktuell 59% bis 2028 auf 50% drücken.
Die Aktionäre will Orlopp in den kommenden Jahren mit Vollausschüttungen des Nettogewinns vor Bedienung der AT1-Anleihen bei der Stange halten. Im laufenden Jahr soll die Ausschüttungsquote sogar über 100% liegen. Als Basis für die Ausschüttung 2025 will Orlopp den Konzerngewinn vor Abzug der Restrukturierungskosten für den Stellenabbau (700 Mio. Euro) nehmen. Leisten kann sich die Commerzbank diesen teilweisen Rückgriff auf die Substanz, da die harte Kernkapitalquote zuletzt auf 15,1% gestiegen ist und damit deutlich über dem Zielwert von 13,5% liegt.
Doch selbst wenn der Kapitalmarkt Orlopp abkaufen sollte, dass sie ihre Ziele erreichen kann, dürfte das Orcel kaum davon abhalten, seine Übernahmepläne weiter voranzutreiben. Das weiß auch die Commerzbank-Vorsteherin. Orlopp hat deshalb in den vergangenen Tagen kräftig um einflussreiche Verbündete in der Politik und am Finanzplatz gebuhlt. Doch während die Politik weitgehend hinter Orlopps Unabhängigkeitskurs steht, halten sich die meisten Vorstandschefs der Banken mit Solidaritätsbekundungen vornehm zurück.