Genossenschaftsbanken

Riskante Einseitigkeit – Banken setzen stark auf Zinserträge

Aktuell ist es (noch) ein lukratives Geschäft. Dank massiver Zinserhöhungen der EZB haben viele Geldinstitute ihre Gewinne deutlich gesteigert. Allen voran die Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Genos). Es ist allerdings noch nicht lange her, dass Bankenaufseher vor einer zu starken Abhängigkeit der Institute von Zinserträgen warnten und sie dazu aufforderten, ihre Geschäftsmodelle zu überarbeiten.

von Jan Mallien,

Hintergrund war die lange Niedrigzinsphase. Ab 2014 führte die EZB Negativzinsen ein und rückte erst im Juli 2022 angesichts der hohen Inflation davon ab. Auch wenn viele Ökonomen davon ausgehen, dass das langfristige Zinsniveau nach der Pandemie etwas höher sein wird als vorher, dürfte es weiter niedrig bleiben.

Zum Beispiel hat EZB-Chefvolkswirt Philip Lane auf Schätzungen verwiesen, dass der sogenannte neutrale Zins, bei dem die Geldpolitik die Wirtschaft weder stützt noch bremst, im Euro-Raum derzeit bei 2 bis 2,5 % liegt. Das heißt: Um die Konjunktur zu stimulieren, müsste die Notenbank die Zinsen deutlich unter dieses Niveau senken. Besonders abhängig von Zinserträgen sind Sparkassen und Genos, die Großbanken, allen voran die Deutsche Bank, dagegen deutlich weniger. Allerdings gibt es zwischen den Instituten Unterschiede. So gleicht die Commerzbank bisher stärker den Sparkassen. Sie will aber durch den Ausbau des Asset- und Wealth-Managements ihre Abhängigkeit von Zinserträgen reduzieren.

Die zweitwichtigste Ertragsquelle deutscher Banken ist der Provisionsüberschuss (Anteil operative Erträge 2023: 23%), dessen Bedeutung zuletzt aber abgenommen hat. Für die Großbanken spielt er eine wichtigere Rolle (Anteil 2023: 28,5%), ebenso für die Sparkassen (25%), weniger dagegen für Landesbanken (14,3%) und Genos (22,6%). Dritte Ertragsquelle ist das Handelsergebnis. Dieses spielt aber nur für die Großbanken (Anteil 2023: 17,6%) und die Landesbanken (10,1%) eine wichtige Rolle, für die anderen Institute nicht.

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