Volksbank Krefeld übernimmt Ruder der Volksbank Düsseldorf
Fusion „auf Augenhöhe“? Von wegen! Bereits jetzt setzt die Volksbank Krefeld ihre eigenen Leute an die Spitze der Volksbank Düsseldorf Neuss und zeigt damit, wer das Sagen hat.

Die Volksbank Krefeld übernimmt vor der geplanten Fusion mit der angeschlagenen Volksbank Düsseldorf Neuss bereits jetzt die Kontrolle: Christoph Gommans, bisher Vorstand in Krefeld, führt ab Anfang Dezember als Vorstandssprecher die Volksbank in Düsseldorf, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Olaf Kothes, der sich bislang in Krefeld als Generalbevollmächtigter für höhere Aufgaben warmläuft, tritt nun ebenfalls in den Vorstand der Nachbarin ein.
Damit geben zwei Manager aus Krefeld den Ton in der Zentrale an der Düsseldorfer Königsallee an. Autonom agiert die Volksbank Düsseldorf Neuss ohnehin nicht mehr: Nach einer 100 Mio. Euro schweren Überweisung in einem Betrugsfall im vergangenen Jahr ist die Bank mittlerweile ein Fall für die BVR-Sicherungseinrichtung. Der damalige Vorstand, Rainer Mellis, verließt die Bank noch vor Ende 2024, ehe seine Vorstandskollegin, Jessica Jüntgen, im Januar dieses Jahres folgte. Nur eine Führungskraft aus Düsseldorf wird auch künftig die Geschicke der Bank mitverantworten: Timo Zimmermann, bislang Generalbevollmächtigter, steigt in den Vorstand auf.
Die beiden Sonderbeauftragten, Heiner Arnoldi und Michael Horf, die das Institut in Düsseldorf seit Ende 2024 auf Geheiß der BaFin führen, bleiben vorerst als Co-Sprecher im Amt. Ihr Auftrag soll nach Angaben der Bank im Laufe des ersten Quartals 2026 enden.
Rinsch und Gommans
Damit zeichnet sich ab, wer die fusionierte Bank künftig führt: Starker Mann in Krefeld ist Stefan Rinsch (59), der die Bank seit 2018 als Vorstandsvorsitzender leitet und dem Vorstand bereits seit 2004 angehört. Er dürfte auch künftig an der Spitze stehen. Ebenfalls in starker Position ist nun Gommans (53): Er ist künftig nicht nur Chef in Düsseldorf, sondern behält formal auch sein bisheriges Vorstandsamt in Krefeld, das er lediglich ruhen lässt. Seit 2012 gehört er bereits dem Führungsgremium in Krefeld an. Auch familiär ist er mit dem Institut verbunden, denn in früheren Jahren war sein Vater, Heinz Gommans, bereits ein Vorstandsmitglied der Bank.
Daneben steigt André Heiner (42) per Anfang Dezember in Krefeld in den Vorstand auf. Bislang ist er Generalbevollmächtigter. Sein Aufstieg stellt sicher, dass die Krefelder Bank weiterhin zwei Vorstände hat. Welche Rolle er neben Rinsch und Gommans spielen kann, muss sich allerdings noch zeigen. Das gilt auch für Kothes (56), der für seine Aufgabe in Düsseldorf die Krefelder Bank verlässt. Ob darüber hinaus das Düsseldorfer Gewächs Zimmermann (53) künftig noch eine Rolle spielt, hängt stark von der Hausmacht der Düsseldorfer Bank in dem fusionierten Institut ab.
Von „Augenhöhe“ ist keine Rede mehr
Noch steht die Fusion allerdings nicht endgültig fest. Der Aufsichtsratsvorsitzende in Düsseldorf, Theodor Leuchten, will die Personalie – politisch korrekt – nicht als „Präjudiz“ für die Fusion verstanden wissen. „Wir haben einen hohen Respekt vor der Autonomie der Vertreterversammlungen, die der Fusion zustimmen müssen.“ Die Vertreterversammlung Ende Oktober, die später als üblich auch das Jahresergebnis des Vorjahres abnahm, soll nach Auskunft der Bank Unterstützung für die Fusion signalisiert haben.
Als die Volksbanken im September ihre Fusion ankündigten, wollte ein Sprecher in Krefeld gegenüber PLATOW noch eine „Fusion auf Augenhöhe“ erkannt haben. Jetzt ist in der Mitteilung hingegen von einer „Hilfestellung für die Volksbank Düsseldorf Neuss“ die Rede, die der Krefelder Aufsichtsratschef Michael Gehlen als „Selbstverständlichkeit“ sieht. Mit einer Bilanzsumme von 2,5 Mrd. Euro ist die Volksbank Krefeld nur geringfügig größer als ihre Fusionspartnerin, die auf 2,0 Mrd. Euro kommt. Dumm für die Düsseldorfer, dass sie als Bittsteller in die Fusion gehen.