Digitalbanken

Wero vor der Brust – Revolut feilt am Bezahl- und Business-Ökosystem

Die auch in Deutschland angreifende Londoner Revolut macht im Bereich Business große Ankündigungen. Bei konkreten Zahlen gibt sich die Neobank ungewöhnlich zugeknöpft. Teil des Plans oder stockt das Wachstum?

Maximilian Volz,
Revolut-Zentrale in London.
Revolut-Zentrale in London. © Revolut

Die zuletzt bei Privatkunden rasant wachsende Londoner Neobank Revolut hat das Business Banking ins Visier genommen. „Revolut Business“, so der Name des Bereichs, erreichte im Jahresverlauf weltweit einen annualisierten Umsatz von 1 Mrd. Dollar. Damit zählt Revolut laut Eigenaussage zu den größten B2B-Fintech-Unternehmen.

Ein wesentlicher Bestandteil ist das Bezahlsystem Revolut Pay, eine Online- und In-App-Zahlungsmethode, die stark an Apple Pay erinnert. Revolut Pay wachse „sehr schnell“ und verarbeite weltweit Zahlungen für tausende Händler, erklärt ein Sprecher. Um das zu steigern, soll auch hierzulande das starke Kundenwachstum im Privatbereich beitragen. Das Unternehmen hat in Deutschland 2,5 Mio. Kunden, weltweit 65 Mio. Offenbar ist der Zulauf stabil: Zwischen Januar und September wurde die Revolut-App hierzulande 1,8 Mio. mal heruntergeladen. Das Kalkül: Wenn mehr Kunden nach Revolut Pay fragen und der Digitalisierungsgrad bei Zahlungen steigt, kommen Händler schwer an der Implementierung vorbei.

Wettbewerb mit Wero

Mit dieser Strategie wildert Revolut in Bereichen, die neben Klarna, das starke Quartalszahlen vorlegte und weltweit täglich rund 2,9 Mio. Transaktionen abwickelt, auch der noch junge europäische Zahlungsdienst Wero besetzt, entwickelt von der European Payments Initiative. Zwischen Wero und Revolut Pay deutet sich ein Wettlauf an. Die Neobank hat in Deutschland 2,5 Mio. Kunden, die für den hauseigenen Bezahl-Dienst freigeschaltet sind. Bei Wero sind es 3 Mio. freigeschaltete Bankkunden, davon 1,56 Mio. bei den Sparkassen. Bemerkenswert: Zu den Wero-Nutzern zählen auch Revolut-Kunden, denn seit 2025 können diese u.a. in Deutschland in der eigenen App mit Wero Geld senden und empfangen.

Ein Vergleich fällt dennoch schwer. Revolut spricht gegenüber PLATOW von schnellem Wachstum, weltweit monatlich über 4 Mio. Transaktionen und „tausenden angeschlossenen Händlern“, bleibt bei Deutschland-Zahlen aber verschlossen. Auch bei Wero sind konkrete Werte rar.

Beim künftigen Kampf um Wachstum dürfte entscheidend sein, wer große Online-Händler gewinnt. Revolut verkündete kürzlich, das Reiseportal Booking.com – 2024 Umsatz rund 23,8 Mrd. US-Dollar – gewonnen zu haben. Damit ist Revolut ein dicker Online-Fisch ins Netz gegangen, nach dem die Wero-Macher noch angeln. In Deutschland sollen bis Jahresende 150 große Händler angeschlossen sein, 2026 weitere 50 folgen.

Ungewöhnliche Zurückhaltung

Auffällig ist, dass Revolut im Bereich Business, anders als im Privatkundengeschäft, mit Vorgaben zurückhaltend ist. „Unsere Wachstumsziele richten sich nicht auf einzelne Produktbereiche, sondern auf die gesamte Breite unseres Angebots, vom Girokonto über Tagesgeld und Investments bis hin zu Revolut Business“, sagt ein Sprecher. Es passt zu den Worten von Wiktor Stopa, Head of Growth Revolut, der die Trennlinie zwischen Retail- und Business-Banking aufweichen will und die Produkte ins Zentrum rückt, wie er im Sommer im Gespräch mit PLATOW sagte.

Interessant wird sein, ob sich Wero und Revolut im deutschen Markt durchsetzen. Selbst dann bleibt der Abstand zu den Platzhirschen Apple, PayPal und Klarna aber groß.

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