Die EZB muss schneller handeln als die Fed!
Die Teuerung sank zwar leicht auf 2,4%, aber weniger als die meisten Ökonomen erwartet hatten. Sie liegt weiter über dem Inflationsziel von 2%. Im Euroraum hingegen ist die Inflation zuletzt auf 1,8% gefallen und liegt damit unter dieser Marke.
Konsequenz: In den USA muss die Geldpolitik nach wie vor die Wirtschaft bremsen, während dies in Europa immer weniger gerechtfertigt ist. Dennoch liegt der entscheidende Einlagenzins im Euroraum bei 3,5%, also weit über dem Niveau, bei dem er die Wirtschaft nicht mehr bremst. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass dieser Punkt bei einem Einlagenzins von etwa 2,5% erreicht ist.
Die am Donnerstag ebenfalls veröffentlichten Protokolle der EZB-Sitzung von September zeigen, dass die meisten Ratsmitglieder vor fünf Wochen noch davon ausgingen, im Oktober nicht erneut die Zinsen zu senken. Viele haben ihre Meinung inzwischen geändert, wie einzelne Äußerungen zeigen.Für Handlungsdruck in Europa sprechen auch die vielen miesen Stimmungsindikatoren, die nach der September-Sitzung veröffentlicht wurden. Sie unterstreichen die substanzielle Schwäche des Kontinents. So wächst Europa deutlich langsamer als die USA und die Arbeitslosigkeit ist höher.
Hinzu kommt, dass die US-Finanzpolitik die Wirtschaft wesentlich stärker stützt, was sich in entsprechend hohen Haushaltsdefiziten widerspiegelt. In Europa hingegen halten sich große Länder wie Deutschland und nun möglicherweise auch Frankreich mit zusätzlichen Ausgaben eher zurück. Wenn die Finanzpolitik keine Impulse setzt, ist die Geldpolitik aber umso mehr gefordert.
All das spricht dafür, dass die EZB die Zinsen schneller senken muss als die Fed. Bis vor kurzem hieß es, der Einlagenzins könnte bis Ende 2025 auf 2,5% sinken. Wahrscheinlich wird dieses Niveau schon Mitte nächsten Jahres erreicht. jam