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Digitaler Euro – Heiße Phase im Ringen um die Obergrenze

Die Höhe der Obergrenze für den digitalen Euro ist besonders kontrovers. Die EZB muss bald eine Entscheidung treffen. Doch die Vorstellungen liegen weit auseinander.

von Jan Mallien,
Digitaler Euro, Schriftzug
Digitaler Euro, Schriftzug © AdobeStock

Für die Banken ist es ein heißes Eisen. Sie wollen, dass Nutzerinnen und Nutzer nur geringe Summen in digitalem Euro halten dürfen. Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) schlägt eine Größenordnung von 300 bis 500 Euro vor. Ähnlich äußerte sich Sparkassenpräsident Ulrich Reuter Anfang des Jahres. In Großbritannien, wo die Notenbank ebenfalls an einem digitalen Pfund arbeitet, gibt es zum Beispiel Vorschläge für eine Obergrenze von bis zu 20.000 Pfund. Die EZB muss schnell Klarheit schaffen. Offiziell hat sie noch kein Datum genannt, wann die Entscheidung fällt. Insider rechnen damit noch in der Vorbereitungsphase für den digitalen Euro, die bis Ende Oktober 2025 läuft. Das könnte aber knapp werden.

Der Gesetzentwurf der EU-Kommission sieht vor, dass die EZB die Obergrenze festlegt und anpasst. Noch fehlt aber die nötige Stellungnahme von Europaparlament und Rat zum Gesetzentwurf. Bei der Bestimmung der Obergrenze geht es letztlich um eine Abwägung zwischen zwei Faktoren: Nutzerfreundlichkeit und Finanzstabilität. Ein digitaler Euro könnte einen Bank-Run auslösen, bei dem Sparer ihre Konten leerräumen und das Finanzsystem destabilisieren. Die Obergrenze soll das verhindern. Je niedriger die Obergrenze aber ist, desto weniger nützlich ist der digitale Euro für Verbraucher.

In der Praxis könnten Nutzer den digitalen Euro bis zur Obergrenze in einer elektronischen Geldbörse (Wallet) halten. Für Zahlungen über die Obergrenze hinaus, müssten sie die Wallet mit ihrem Bankkonto verknüpfen. Aktuell befassen sich Experten der EZB und der nationalen Notenbanken damit, welche Faktoren für die Bestimmung der Obergrenze wichtig sind. Die EZB analysiert dafür Daten der großen Banken.

Klar ist: Es wird unterschiedliche Obergrenzen für die geplante Online- und die Offline-Version des digitalen Euros geben. Erstere ist für elektronische Zahlungen etwa im E-Commerce gedacht. Letztere würde Zahlungen ohne Internetverbindung ermöglichen und mehr Anonymität bieten. Diese Variante wäre dem Bargeld am ähnlichsten. Hier wird die Obergrenze voraussichtlich geringer ausfallen, da die Gefahren von Missbrauch oder Geldwäsche wegen der Anonymität größer sind.

Die für den digitalen Euro zuständige EZB-Projektleiterin, Evelien Witlox, drängt zur Eile bei dem Vorhaben. Europa sei bei der Entwicklung einer Digitalwährung noch an der Spitze der Entwicklung, sagte sie jüngst in einem Interview mit „Euronews“. „Es wäre wirklich schade, wenn wir diese Gelegenheit verpassen würden, eine Digitalwährung für den privaten Gebrauch nach unseren Vorstellungen zu gestalten.“

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