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Abnehmpräparate im Fokus – Müssen Versicherer neu kalkulieren?

Eine Warnung von Munich Re lässt die Branche aufhorchen: Neue Abnehmpräparate wie „Ozempic“ und „Wegovy“ könnten die Lebenserwartung beeinflussen – mit Folgen für die Kalkulation von Lebens- und Krankenversicherern.

Maximilian Volz,
Munich RE Logo in München, Deutschland
Munich RE Logo in München, Deutschland © AdobeStock

Lebens- und Krankenversicherer sollten den medizinischen Fortschritt im Auge behalten, empfiehlt der Rückversicherer Munich Re. Besonders die neuen Abnehmpräparate wie „Ozempic“ und „Wegovy“ könnten die Lebenserwartung beeinflussen – und damit die Kalkulation in der Lebens- und Krankenversicherung (LV und PKV). Die Medikamente verzögern die Magenentleerung und reduzieren den Appetit.

Die Lebenserwartung ist die Basis für die Tarif- und Leistungskalkulation der Versicherer. Abweichungen erfordern eine aktuariell geprüfte Genehmigung. Schon eine präzisere Kalkulation um wenige Monate kann Beiträge senken und verkaufsfördernd wirken – oder umgekehrt Verluste bedeuten. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) sowie die Versicherer Zurich und Allianz bleiben zurückhaltend. „Wir beobachten den medizinischen Fortschritt genau, auch die sogenannten Abnehmpräperate. Für ein Fazit ist es aber zu früh, schreibt der DAV.

Besonders betroffen ist die Debeka als viertgrößter LV- und größter PKV-Anbieter. Die neuen Medikamente beeinflussen nicht nur die Kalkulation, sondern sind in der PKV ein erheblicher Kostenfaktor. Da sie oft jahrelang oder lebenslang eingesetzt werden, sind sie „explizit vom Versicherungsschutz ausgeschlossen“ – es sei denn, sie sind für eine Heilbehandlung notwendig, etwa bei Diabetes mellitus Typ 2. Der Einsatz von Medikamenten wird – ebenso wie Alter, Größe, Gewicht und Vorerkrankungen – sowohl in der PKV als auch in der Lebensversicherung vor Vertragsabschluss abgefragt.

Noch sind die Abnehmpräperate jung auf dem Markt und aus Sicherheitsgründen verbieten sich optimistische Annahmen, die nicht auf signifikanten statistischen Beobachtungen beruhen, wie die Debeka erklärt. Doch das kann sich wegen des medizinischen Fortschritts schnell ändern, die Munich Re spricht das Thema nicht zufällig an.

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