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ARAG wächst und hofft auf richtungsweisendes Urteil

Der EuGH entscheidet über das Fremdbesitzverbot. Für die ARAG könnte das ein Durchbruch sein, um Kunden günstiger zu helfen. Derweil treibt sie die Expansion in Nordeuropa voran.

Maximilian Volz,
ARAG-Tower in Düsseldorf
ARAG-Tower in Düsseldorf © ARAG

Hoffnungsvoll blickt der Versicherer ARAG zum Europäische Gerichtshof (EuGH). Dort wird am 19.12 entschieden, ob sich Investoren wie bspw. Versicherer an Anwaltskanzleien beteiligen dürfen. Bisher gilt das sog. Fremdbesitzverbot. Hintergrund der Klage ist, dass sich die österreichische Beteiligungsgesellschaft Sive an der Münchener Rechtsanwaltsgesellschaft Halmer beteiligen wollte, was die Münchener Anwaltskammer mit Lizenzentzug ggü. der Kanzlei beantwortete. Daniel Halmer reichte Klage ein, da das Fremdbesitzverbot den freien Kapitalverkehr und die Dienstleistungsfreiheit behindere. Fällt das Fremdbesitzverbot, wäre das für Rechtschutzversicherer wie die ARAG wesentlich, denn anders als in vielen anderen europäischen Ländern kann sie ihre Kunden hierzulande aktuell weder gerichtlich noch außergerichtlich vertreten.

Stattdessen muss sie auf externe Experten (meist Rechtsanwälte) zurückgreifen, was die Kosten und damit letztlich die Beiträge in die Höhe treibt. Ohne das Fremdbesitzverbot würde sich die ARAG an Anwaltskanzleien beteiligen oder diese übernehmen, um ihren Kunden direkt und kostengünstiger Rechtsdienstleistungen anbieten zu können. „Die Kunden wenden sich bei Problemen ohnehin zuerst an uns, das Fremdbesitzverbot ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt ARAG-Chef Renko Dirksen. Sollte das Verbot fallen, würde sein Haus „etwa ein bis drei Kanzleien und eine dreistellige Zahl von Anwälten übernehmen“, so Dirksen.

Einen Engpass an Anwälten befürchten die Düsseldorfer nicht, auch wenn andere Versicherer eine ähnliche Akquisitionsstrategie verfolgen würden. „In Deutschland gibt es rund 165.000 Anwältinnen und Anwälte, und jedes Jahr kommen stabil rund 8.000 von den Universitäten auf den Markt, da würden wir genügend gute Juristen finden“, erklärt Personalvorstand Shiva Meyer, die mit PLATOW ausführlich über die Personalsituation bei der ARAG sprach (PLATOW v. 26.11.). In Großbritannien hat die ARAG bereits bei den Anwaltskanzleien zugeschlagen und DAS Law übernommen, nachdem vor einem Jahr bereits der Rechtsschutzversicherer DAS UK von Ergo gekauft worden war. (PLATOW v. 14.12.23).

Doch auch mit dem derzeit noch geltenden Fremdbesitzverbot läuft es bei der ARAG derzeit rund. Nach Unternehmensangaben stiegen die Beiträge im Jahr 2024 um 16,2% auf 2,76 Mrd. Euro. Das internationale Beitragsplus betrug 23,3%, das inländische 11,4% (Beitragseinnahmen 1,59 Mrd. Euro). Im Inland konnten zudem 124.000 Kunden gewonnen werden. Um weiter zu wachsen, wird das Unternehmen aus seiner starken Basis in Skandinavien heraus nach Finnland expandieren und dann in 20 Ländern tätig sein.

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