Versicherer

Die PKV-Illusion – Mehrheit der Tarife erreicht kein GKV-Niveau

Laut Stiftung Warentest schneiden viele Tarife der Privaten Krankenversicherung schlechter ab als die gesetzliche. Vor allem zwei Aspekte lassen die Tester deutlich werden.

von Maximilian Volz,
Die Buchstaben PKV (Private Krankenversicherung), welche auf drei Würfeln abgebildet sind, die auf Geldscheinen liegen
Die Buchstaben PKV (Private Krankenversicherung), welche auf drei Würfeln abgebildet sind, die auf Geldscheinen liegen © AdobeStock

Würden Sie Ihre Gesundheit mit einem Produkt schützen, das der Konkurrenz unterlegen ist und im Alter dreimal so teuer wird? Denn das ist laut Stiftung Warentest die Private Krankenversicherung (PKV). 2/3 der 1245 getesteten Tarife erreichen in mindestens einem Punkt nicht das Niveau der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Wegen steigender Beiträge sei die PKV zudem eine „existenzbedrohende Kostenfalle“, sagte Julia Bönisch, Vorstand der Stiftung Warentest, kürzlich auf einer Pressekonferenz.

Sie könne die PKV nur für Beamte empfehlen (die Beihilfe erhalten und sich nur anteilig versichern müssen). Eine Ohrfeige für die Anbieter, denn beim Abschluss eines PKV-Tarifs sind die Beiträge eigentlich für die gesamte Laufzeit kalkuliert, also von der Unterzeichnung bis zum Grab. Kalkulierern die Anbieter also die Beiträge bewusst gering, um Kunden zum PKV-Einritt zu bewegen? Bönisch und Testleiter Julian Chudoba blieben bei der Frage vage. Ein Wechsel zurück in die GKV ist schwierig.

Die PKV-Anbieter halten dagegen. „In der privaten Krankenvollversicherung sind die Tarife immer auskömmlich auf das statistische Lebensende kalkuliert“, erklärt ein Sprecher der Signal Iduna. Beitragsanpassungen ergäben sich vor allem durch die Inflation in der Medizin, Kostensteigerungen beim medizinischen Personal und durch neue Behandlungsmethoden. Die Alte Leipziger (PKV-Marke „Hallesche“) weist darauf hin, dass der Beitrag in der GKV einkommensabhängig ist. In der Regel sinkt das Einkommen im Alter und damit auch der Beitrag. Dies sei in der PKV nicht der Fall. Das könne für Versicherte zum Problem werden, räumt die „Leipziger“ ein, andererseits profitierten PKV-Versicherte während ihres Berufslebens oft jahrzehntelang von niedrigeren Beiträgen. Sowohl die Anbieter als auch die Stiftung Warentest empfehlen sogenannte Beitragsentlastungstarife oder eine gesonderte Ansparung, um die „enormen Beiträge“, so Bönisch, im Alter stemmen zu können.

Laut Stiftung Warentest sind PKV-Interessenten zudem gut beraten, beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung auf den Preis zu achten. Zwischen Tarifen mit ähnlichen Leistungen gebe es monatliche Preisunterschiede von bis zu 400 Euro. Bei hohen Einstiegsbeiträgen würden sich Tarifanpassungen im Laufe der Jahre stark bemerkbar machen. Die Alte Leipziger lässt das Preisargument nicht unkommentiert: Der GKV-Beitrag für freiwillig Versicherte liege fast 50 Prozent höher als der vergleichbare eigene Tarif. Im Gegensatz zur GKV seien die Leistungen in der PKV zudem garantiert. Ein endgültiges Urteil über die PKV fällte die Stiftung Warentest zwar nicht, doch das Bild für Interessenten wurde klarer.

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