Helvetia sucht Käufer für Deutschland-Sparte

Der Schweizer Versicherer Helvetia will offenbar sein Deutschlandgeschäft verkaufen. Offenbar ist der Schweizer Mutterkonzern mit der Geschäftsentwicklung der Tochter unzufrieden. Sowohl die Helvetia als auch die Bank JPMorgan Chase, die vermutlich den Verkaufsprozess steuert, lehnen einen Kommentar ab. Mehrere Quellen aus der Versicherungsbranche bestätigen PLATOW jedoch, dass die Verkaufsgerüchte real sind und im Markt kursieren. Hinter er Idee steckt laut einer Quelle der relativ neue CEO der Helvetia Gruppe, Fabian Rupprecht, der seit seinem Amtsantritt im Oktober 2023 jeden Stein umdreht und vieles auf den Prüfstand stellt.
Kürzlich berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ über einen möglichen Stellenabbau in der Gruppe in der Größenordnung von 500 Arbeitsplätzen. Dies sei Teil eines Sparprogramms in Höhe von 200 Mio. Schweizer Franken (CHF). Möglicherweise ist ein Verkauf der deutschen Tochter Teil dieses Programms. Rupprecht hat offenbar genaue Vorstellungen, welchen Erlös er erzielen will: 500 bis 600 Mio. CHF sollen es dem Vernehmen nach sein.
Offenbar zu viel für die Alte Leipziger, die als möglicher Interessent gilt. Gegenüber PLATOW erklärte der Versicherer, das Angebot sei „wirtschaftlich uninteressant“. Die Aufkäufer von Versicherungsbeständen (Run-off-Gesellschaften), also Frankfurter Leben, Athora und Viridium, äußerten sich auf Nachfrage nicht dazu, ob die Helvetia für sie interessant wäre. Als Käufer kommen sie aber potenziell in Frage. Zu deutlich haben die Unternehmen schließlich in der Vergangenheit ihr Interesse am weiteren Erwerb von Beständen in Deutschland bekundet (s. PLATOW v. 11.6.24).
Das bislang zumindest öffentlich gezeigte Desinteresse an der Helvetia Deutschland könnte damit zusammenhängen, dass die Nettoprämien im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr von 516 Mio. Euro auf 497 Mio. Euro gesunken sind, die Profitabilitätskennzahl Combined Ratio (CR) aber auf 111% gestiegen ist. Solange die CR unter 100% liegt, erwirtschaftet ein Versicherer einen Gewinn aus dem Geschäft. Für 2024 rechnet das Unternehmen wieder mit einem stärkeren Ergebnis.
Ob das ausreicht, damit CEO Rupprecht seine Preisvorstellungen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Die deutsche Versicherungswirtschaft befindet sich im Umbruch. Branchenweit ist das Altersvorsorgegeschäft rückläufig. So sanken die Beiträge im Jahr 2023 um 5% auf 92 Mrd. Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung wiederum drücken hohe Kosten die Erträge, was bereits einige kleinere Häuser zur Aufgabe gezwungen hat. Gewiss keine optimalen Bedingungen für einen Verkauf, aber auch kein endgültiges Aus.