Versicherer

Insurtech Wefox beginnt (fast) von null

Niemand flog so hoch wie Wefox, fast niemand fiel so tief. Ex-Allianz-Manager Joachim Müller verantwortet den Wiederaufstieg, doch die Herausforderungen sind riesig.

von Maximilian Volz,
Insurtech_Wefox (c) Wefox
© Wefox

Wefox hat sein Vertragsportfolio an die Run-off-Plattform des Versicherers Darag verkauft. Es ist ein Vertragsportfolio aus Deutschland, der Schweiz und Italien in den Sparten Kfz-Schaden- und Haftpflicht, Privathaftpflicht sowie weiteren Sachversicherungen. Der Verkauf aller Versicherungspolicen soll aber nicht das Ende des gescheiterten Projekts Wefox sein, sondern der Beginn von etwas Neuem und Großem.

Julian Teicke, langjähriger CEO und Gesicht von Wefox, ließ es während des rasanten Aufstiegs nicht an markigen Sprüchen fehlen. „Bis 2030 wird Wefox 100 Mrd. Umsatz machen“, rief er, musste aber 2024 wegen ausbleibenden Erfolgs auf Druck der Geldgeber seinen CEO-Posten räumen. Der neue Chef, Mark Hartigan, verkaufte einige Unternehmensteile, und Wefox verließ seinen Heimatmarkt Deutschland. Unter anderem wurde die Versicherungsgesellschaft „Wefox Insurance“ an ein Schweizer Konsortium unter Führung des Pensionskassen-Dienstleisters BERAG verkauft.

In der Folge entbrannte ein hässlicher Machtkampf um die Ausrichtung des Unternehmens, in dem Kapitalgeber und zentrale Figuren wie Teicke oder Hartigan um die Neuausrichtung rangen – gerüchteweise hatte Carsten Maschmeyer den Posten des Aufsichtsratschefs wegen der Streitereien abgelehnt. Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, bekam Ex-Allianz-Manager Joachim Müller (s. PLATOW v. 5.12.23.) den Auftrag des Neuanfangs, beaufsichtigt von den Aufsichtsräten Teicke und Hartigan.

Müller gelang es zwar, die grummelnden Investoren (u.a. Target Global und Chrysalis) zu einer weiteren Finanzspritze von 60 bis 80 Mio. Euro zu bewegen, dennoch wird Wefox derzeit nur noch mit 500 Mio. bewertet, deutlich weniger als die 4,5 Mrd. Euro in 2022. Auch der Aktionsradius hat sich verkleinert. Wefox ist heute in den Niederlanden, Schweiz, Österreich und Italien in den Bereichen Versicherungsvertrieb und -service in Sach- und Lebensversicherung tätig.

Müller hat bei der Neuausrichtung alle Hände voll zu tun: „Wir konzentrieren uns derzeit darauf, die Restrukturierung erfolgreich abzuschließen und die Weichen für die Skalierung unseres Geschäfts in Europa zu stellen“, sagt er ggü. PLATOW. Er freue sich auf die nächsten Schritte, aber die „Aufräumarbeiten“, so ein Insider, werden ein Knochenjob.

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