VERSICHERER

Versicherungsvereine auf Kurs – Wachstum ja, Fusion nein

Führende Versicherungsvereine wie HUK und Debeka wachsen solide, doch große Sprünge bleiben aus. Fusionen oder Übernahmen stehen dennoch nicht zur Debatte. Das hat einen Grund.

Maximilian Volz,
HUK Coburg Zentrale in Coburg, Deutschland
HUK Coburg Zentrale in Coburg, Deutschland © HUK Coburg

Ist der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) ein Modell der Zukunft? Einerseits spricht viel dafür: In den vergangenen 25 Jahren konnten die VVaGs Marktanteile gegenüber Aktiengesellschaften und öffentlich-rechtlichen Versicherern hinzugewinnen, zeigt eine Untersuchung des Kölner KIVI Instituts. Nach der Fusion von Gothaer und Barmenia befinden sich vier VVaGs unter den Top-Ten-Versicherern (R+V, Debeka, HUK-Coburg und BarmeniaGothaer).

Aktuell präsentieren sich die VVaGs in solider Verfassung. Die HUK-Coburg (heute) und die Debeka (gestern) legten stabile Wachstumszahlen vor, wenngleich der große Wurf ausblieb. Die HUK steigerte die gebuchten Beiträge um über 10% auf knapp 10 Mrd. Euro, das Geschäftsergebnis vor Steuern wuchs von 298 auf 349 Mio. Euro. Wachstumstreiber waren die Kraftfahrtversicherung sowie die Haftpflicht-, Unfall- und Sachsparten. Die Debeka verzeichnete ein Beitragsplus von 3,8% auf 13,2 Mrd. Euro, während die Zahl der betreuten Mitglieder und Kunden um 130.000 auf insgesamt 7,7 Mio. stieg. Größter Wachstumstreiber war neben der Krankenversicherung das Sachgeschäft.

In der Altersvorsorge hingegen bleibt das Wachstum überschaubar: Die HUK steigerte die Bruttobeitragseinnahmen um 1,2% auf 803 Mio. Euro, die Debeka um 0,7% auf gerundete 3,69 Mrd. Euro. Unternehmen dieser Größe würden sich in einer solchen Situation oft nach Übernahmekandidaten umsehen. Doch für einen VVaG ist anorganisches Wachstum durch Zukäufe komplizierter als für eine Aktiengesellschaft, da Kapital nicht ohne Weiteres am Markt aufgenommen werden kann, sondern durch erwirtschaftete Sicherheitsmittel gedeckt sein muss. Gleichzeitig ist eine Übernahme eines VVaG ohne dessen Zustimmung nicht möglich.

HUK-Chef Klaus-Jürgen Heitmann betonte auf der heutigen Jahres-PK angesichts von Kostendruck, Regulierung und Digitalisierung die „zunehmende Bedeutung von Unternehmensgröße“ auf dem Versicherungsmarkt. Kauf- und Fusionsgerüchten erteilte er jedoch eine Absage: „Der Markt ist in Bewegung, doch wir haben keinen Wunsch zu fusionieren und wollen organisch wachsen.“ Die konservative Debeka – wie nahezu alle anderen VVaGs – verfolgt einen ähnlichen Kurs. In der Folge stagniert der Versicherungsmarkt in Deutschland in Sachen M&A. An fehlenden Übernahmeoptionen liegt es nicht: Mit der deutschen Einheit von Helvetia (und gerüchteweise auch Baloise Deutschland) stehen Häuser zum Verkauf. Ob es letztlich an der Rechtsform der VVaGs oder am Selbstverständnis der Häuser liegt – HUK und Debeka scheinen mit ihrer Position als Top-Ten-Versicherer derzeit zufrieden und die VVaGs wachsen langsam aber beständig.

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