Versicherer

Was Versicherer von der Aufsicht wollen – Und was sie bekommen

Anfang 2024 hat Julia Wiens bei der BaFin die Versicherungsaufsicht von Frank Grund übernommen. Die beiden eint nicht nur ihr Hintergrund als Basler-Vorstand, beide sind mit allen Versicherungswassern gewaschene Pragmatiker, keine Ideologen.

16. Januar 2024
BaFin-Zentrale in Bonn
© Alex Kraus / Bloomberg

Dennoch sind die Versicherer verunsichert, was das Aufsichtsjahr 2024 bringt. Sieben von zehn Unternehmen versteinerten wie beim Anblick Medusas, als PLATOW anfragte, was auf Frau Wiens To-Do-Liste für 2024 stehen sollte. Die drei Mutigen Top-Ten-Versicherer wünschen sich „maßvolle Regulierung“ und „Proportionalität im Berichtswesen“. Zwei von drei Häusern wollen „bessere Kommunikation“ und „gegenseitigen Austausch“ sehen. Ebenso, dass die Aufsicht die Interessen der Branche in Deutschland und Europa besser vertritt. Das darf durchaus als Kritik verstanden werden.

Einen weiteren Punkt bringt Reiner Will, geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur Assekurata ein. Er wünscht sich u.a. mehr Beschäftigung mit Digitalisierung sowie im Umgang mit KI- und Cyberrisiken. Nicht unbegründet, bekamen doch bereits mehrere Versicherer ungebetenen Hacker-Besuch (u.a. Saarland Versicherung 2023, Haftpflichtkasse 2021). Andere hatten derartige IT-Probleme (s. PLATOW v. 08.09.23), dass die BaFin wie bei der Axa strafend einschritt – der Branchenprimus Allianz entging einer Ahndung knapp. Doch während viele Versicherer schweigen, hat Wiens längst eigene Vorstellungen entwickelt. Das Programm für 2024 umfasst 22 Themen, von denen acht aus dem Vj. fortgeführt werden, erklärt die BaFin auf Anfrage.

Beobachtet werden u.a. die Liquiditätsrisiken der Lebensversicherer (LV), das Kapitalanlageverhalten sowie das Produktfreigabeverfahren sowie die Vertriebsvergütung bei LV-Anbietern. Die Umsetzung der Solvency-II-Review-Maßnahmen (s. PLATOW v. 4.1.) und die Einführung der Richtlinie zur „Sanierung und Abwicklung von Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen“ sind weitere Schwerpunkte. Dass Wiens und die Bafin auch die IT-Gefahren auf dem Zettel haben, wird sich am 23. Januar zeigen, wenn BaFin-Chef Mark Branson beim Pressegespräch „Risiken im Fokus der BaFin 2024“ in Frankfurt sprechen wird. mv

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