Nachhaltigkeit

Zurich – Nachhaltigkeit gegen jeden Widerstand?

Zurich-Chef Schildknecht will nachhaltiges Wachstum – und bleibt trotz Gegenwind bei Klimazielen. Doch beim Thema Bancassurance und Kosten gibt es noch Luft nach oben.

Maximilian Volz,
Zurich Versicherung in Stade
Zurich Versicherung in Stade © AdobeStock

Einen Balanceakt zwischen Werten und Wachstum präsentierte CEO Carsten Schildknecht beim 150. Jubiläum der Zurich Deutschland. Nach außen verfolgt er das Ziel, die Zurich bis 2050 in allen Geschäftsbereichen klimaneutral aufzustellen – beim Investment- und Risikomanagement, bei Produkten und im operativen Betrieb.

Zugleich setzt er auf nachhaltiges Handeln und eine Mitarbeiterzufriedenheit. Die Zurich wurde zuletzt mehrfach als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet. Doch Werte wie Umwelt- und Klimaschutz oder Diversität sind in der heutigen Welt auch Angriffsfläche.

Unternehmen werden als „woke“ verspottet oder sogar von Regierungen unter Druck gesetzt, ihre Ziele aufzugeben. Beispiel: Das Softwareunternehmen SAP, das auf Druck der US-Regierung seine Diversitätsziele zurückfuhr.
„Wir haben einen moralischen Wertekompass“, erklärte Schildknecht auf entsprechende Fragen. Der eingeschlagene Kurs sei im Einklang mit der Zurich Group auf Dauer vereinbart – und werde auch unter politischem Druck nicht aufgegeben.

„Es gibt keine unterschiedlichen Pläne für Europa und die USA“, stellte er klar. Weniger eindeutig fiel seine Antwort beim Thema fossile Energien aus. Zwar versichere die Zurich keine Infrastruktur im Erdölbereich, sagte Schildknecht, räumte aber ein, dass bei bestimmten Gasprojekten – etwa Pipelines – weiterhin gezeichnet wird. NGOs wie Urgewald kritisieren diese Linie scharf.

Die Frage, wie viel Geschäft Nachhaltigkeit kosten darf, stellt sich nicht nur für Schildknecht, sondern auch für Zurich Group-CEO Mario Greco.

Weniger grundsätzlich sind die Themen Mittelstand und Bancassurance. Bei der „Wachstumsperle“ Mittelstandsgeschäft will der CEO von „Platz 8 unter die Top-5“ kommen, mit einem jährlich zweistelligen Wachstum im entsprechenden Geschäftsbereich.

Auch in der Bancassurance setzt Schildknecht auf Expansion. Die Kooperation mit der Deutschen Bank-Postbank läuft bis 2032.

Große Hoffnungen ruhen auf dem Ausbau der Postbank-Partnerschaft, die 2022 begonnen hat und laut Schildknecht „drei bis fünf Jahre“ dauern wird. Bereits jetzt sei die Zahl der Berater dank des Postbank-Zuwachses von 1.300 (Stand 2022) auf 3.300 gestiegen. Ein weiteres Thema ist Sparsamkeit. „Wir sind bei den Kosten noch 2% zu schlecht“, sagt Schildknecht.

Bis 2027 sollen die Kosten dank Effizienzmaßnahmen nur um 1% steigen – die Prämien dagegen um 6 bis 8%. So will die Zurich „aus den Kosten herauswachsen“. Schildknecht hat die Zurich stabilisiert – nun muss sein Kurs in einem schwierigen Umfeld auch tragen.

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