Einzelhandel

Schwarz-Gruppe – Abruptes Ende einer erfolgreichen Symbiose

Der Aufstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) zum viertgrößten Lebensmittel-Einzelhändler der Welt wäre ohne das langjährige enge Vertrauensverhältnis zwischen dem Inhaber Dieter Schwarz (81) und seinem Konzernchef Klaus Gehrig (73) kaum denkbar gewesen. Schwarz hat dem Architekten des Firmen-Imperiums viel zu verdanken.

Doch spätestens seit dem von Schwarz forcierten Abgang von Melanie Köhler, der 30-jährigen Vorstandschefin der Schwarz Dienstleistungen, Mitte Mai hat das Vertrauensverhältnis zwischen Inhaber und Gehrig Risse bekommen. Gehrig hat die Karriere der jungen Managerin stets gefördert, galt als ihr Mentor und wollte sie sogar zu seiner Nachfolgerin aufbauen. Doch Schwarz hatte andere Pläne. Er traute Köhler die Führung des Handelsriesen nicht zu und setzte auf den im Konzern bestens verdrahteten Lidl-Chef Gerd Chrzanowski (49). Als Köhler auch noch mit Chrzanowski aneinander geriet, zog Schwarz die Reißleine und drängte Gehrig, sich von seiner Ziehtochter zu trennen.

Doch Gehrig schien den Bruch mit Schwarz nicht wahrhaben zu wollen. Er soll sogar für eine Rückkehr Köhlers geworben haben. Als Schwarz dieses Ansinnen strikt ablehnte, sah Gehrig keine andere Wahl mehr, als seine Demission einzureichen. Nicht einmal für Vertragsauflösungsverhandlungen nahm er sich die Zeit. Der Inhaber habe Gehrig mit der Maßgabe beurlaubt, die weitere Zusammenarbeit in einem weiteren Gespräch zu regeln und dankt ihm für die „großartige Aufbauleistung der vergangenen Jahre“, heißt es in einer Stellungnahme der Schwarz-Gruppe.

Bis Chrzanowski einen Nachfolger für den Chefposten bei Lidl gefunden hat, übernimmt der Inhaber selbst interimistisch die Führung der Schwarz-Gruppe. Bei Lidl dürfte es auf eine interne Lösung hinauslaufen. Damit hat Schwarz den Generationswechsel an der Konzern-Spitze schneller als erwartet, aber voll in seinem Sinne eingeleitet. Schwarz hätte seinem treuen Adlatus sicher einen würdevolleren Abschied gewünscht. Doch nach dem abrupten Abgang Gehrigs herrscht jetzt zumindest Klarheit über die künftige Führung der Schwarz-Gruppe.

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