EU pocht auf günstige Sparprodukte – Droht Provisionsdeckel?
Falsch! Es war ihre designierte Nachfolgerin, Maria Luís Albuquerque. Anlass war ein Fragebogen, mit dem die Kandidatin für den Posten der EU-Kommissarin für Financial Services hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Vorstellungen gecheckt wurde – Kommissare werden von den EU-Staaten nominiert und vom Europäischen Parlament gewählt.
Auf der Maklermesse DKM hat PLATOW in dieser Woche mit vielen Kennern der Szene über die Formulierung von Albuquerque gesprochen und zwei Lager vorgefunden: einerseits diejenigen, die die Aussage als Wahlkampfgetöse abtun und, wie Michael H. Heinz vom Vermittlerverband BVK, eine Provisionsbegrenzung oder gar ein -verbot als „abgeschmettert“ bezeichnen. Andererseits die Mahner, die zu glauben wissen, dass ein Provisionsdeckel „in den Köpfen [der EU-Politiker] drin ist“, wie es Bernhard Gause vom Maklerverband BDVM ausdrückte.
Kommt eine Beschränkung oder gar ein Verbot von Provisionszahlungen, würden auch den Banken Milliarden entgehen. Die deutschen Kreditinstitute haben laut Statistik des Versichererverbandes GDV in der Lebensversicherung einen Anteil von rd. 18% am Neugeschäft, in der Sachversicherung sind es um die 7%. Dafür werden sie in Form von Provisionen entlohnt. Für die Banken ist es einfaches Geschäft, denn die Versicherer liefern neben den Produkten meist noch die digitalen Antragsstrecken und übernehmen die Abwicklung im Hintergrund – Beispiele hierfür sind Deutsche Bank und Zurich.
Zwar ist die Bancassurance wegen IT-Schwächen in den letzten Jahren rückläufig (s. PLATOW v. 19.9.), doch das Potenzial ist enorm. Versicherungsbeiträge im Wert von 8 Mrd. Euro sollen 2023 über digitale Kanäle verwaltet worden sein, zeigt die Studie „Perspektiven der Bancassurance in Deutschland“, 2028 soll das Marktvolumen auf 23 Mrd. steigen. Besonders für die Sparkassen und Volksbanken mit ihren untereinander vernetzten Einheiten im Bank-, Fonds- und Versicherungsgeschäft sind Provisionen ein wesentlicher Geschäftsbaustein.
Vor dem Hintergrund sinkender Leitzinsen könnten Provisionserlöse mögliche Rückgänge im Zinsgeschäft ausgleichen und die Kundenbindung angesichts vielerorts sinkender Kundenzahlen stärken. Wenn die designierte EU-Kommissarin Albuquerque also plötzlich wie ihre provisionsfeindliche Vorgängerin McGuinness klingt, sollten nicht nur die Versicherungsvermittler hellhörig werden.