Bancassurance – Banken verlieren Boden
Die Banken verlieren aber nicht nur auf einem schrumpfenden LV-Gesamtmarkt Vertriebsanteile – Beitragsvolumen 2021: 103 Mrd. Euro; 2022: 96 Mrd.; 2023 92 Mrd. – sondern auch im Sachversicherungsgeschäft. Die Schuld am daraus entstehenden Milliardenverlust an Provisionen tragen die Banken selbst, zeigt eine Untersuchung des Beratungs- und Softwarehauses Sollers.
Demnach begegnen die Banken weder den Kundenwünschen noch den technischen Anforderungen des Marktes adäquat. Die Institute sollten sich stärker auf den eigenständigen Verkauf von Versicherungen über multiple Kanäle, Programmierschnittstellen für Versicherer und häufige IT-Änderungen vorbereiten, erklärt Patryk Nowak, Lead Consultant bei Sollers ggü. PLATOW.
Angesichts der Komplexität und Anzahl der Allfinanzprozesse werde es einen Trend in Richtung Low Code Systeme geben, die Änderungen ohne die Einbeziehung der IT-Teams ermöglichen. Häufigkeit und Umfang von IT-Änderungen werden insg. zunehmen, sagt Nowak.
Die Banken reagieren auf die Untersuchungsergebnisse überrascht. „Wir sind gut aufgestellt und arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich mit der Allianz auf der Basis stabiler IT-Systeme zusammen“, schreibt die Commerzbank. Dass die Sparkassen und öffentlichen Versicherer mit ihrer Finanz-IT „gut aufgestellt sind“, sagt Wolfgang Wiest vom Verband öffentlicher Versicherer. Die Integration der Spk.-App „Versicherungsmanager“ biete die Chance, „schnell und kostengünstig Weiterentwicklungen umzusetzen“. Die von Sollers prophezeite Entwicklung Richtung Low Code-Technik erwartet er „auch in Zukunft nicht“.
Der BVR sieht sich technisch ebenfalls gut aufgestellt. „Die Durchdringung im Versicherungsgeschäft mit unserem Versicherer der Genossenschaftlichen Finanzgruppe liegt über alle Geschäftsfelder bei rund 30%“, erklärt Jens Hasselbächer, Vorstand Kunden & Vertrieb bei R+V. Erfolgsfaktoren seien u.a. die (auch von Sollers geforderte) omnikanale Kunden- und Marktbearbeitung, Tiefenintegration in das Online-Banking und individualisierte Service- und Beratungsinformationen. Ein besonderer Fokus liege aktuell auf dem Geschäft mit Firmen und vermögenden Privatkunden.
Weiterhin wird „konsequent an der Vernetzung aller Kanäle (Digitalvertrieb, Direktberatung und Außendienst) gearbeitet“, erklärt der R+V-Vorstand. Doch wenn alles bei allen so gut funktioniert, warum geben dann die Branchenzahlen des GDV Sollers recht? mv