Stadt Frankfurt liebäugelt mit Wohngebiet auf Bundesbank-Gelände
Die Bundesbank hinterfragt den Umbau ihrer Zentrale. Die Stadt Frankfurt wittert Chancen für Wohnraum. Doch Denkmalschutz, Gold und andere Hindernisse machen den Weg kompliziert.

Frankfurt sucht dringend Platz für Wohnungen – und plötzlich rückt ein Gelände in den Blick, das jahrzehntelang für Stabilität und Geldpolitik stand. Wo einst Europas Währungspolitik gestaltet wurde, könnten irgendwann Kinder spielen und Familien spazieren gehen. Die Idee klingt kühn und bis dahin dürfte noch viel Zeit vergehen, doch in der Stadtpolitik gab es früh Sympathien dafür.
Sympathien für Wohngebiet
Schon Frankfurts Ex-Oberbürgermeister Peter Feldmann war dafür. Auch sein Nachfolger Mike Josef soll als früherer Planungsdezernent der Bundesbank nahegelegt haben, in ein Gebäude in der Innenstadt zu ziehen, um Platz für Wohnungen zu schaffen, sagten Kenner der Vorgänge gegenüber PLATOW. Ein Insider verwies darauf, dass sich auf dem Grundstück in der Nähe des Grüneburgparks ein ganz neuer Stadtteil schaffen ließe, wenn etwa das große Verkehrskreuz Miquel-Knoten verkleinert würde. Offiziell teilt die Stadt Frankfurt mit, dass sie in regelmäßigem Austausch mit der Bundesbank steht und alle Optionen prüfen wird, die sich aus möglichen Entscheidungen der Bundesbank ergeben.
Das Interesse an derartigen Planspielen ist nachvollziehbar: Frankfurt kämpft seit Jahren darum, Platz für neue Wohnungen zu schaffen. Großprojekte wie die sogenannte „Josefstadt“ stoßen auf heftigen Widerstand von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und Nachbarkommunen. Nun öffnet sich ein Fenster, das es lange nicht gab: Die Bundesbank überprüft ihr eigenes Bauprojekt um die Zentrale im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Grund sind die stark gestiegenen Kosten. Laut Gutachten des Bundesrechnungshofs, über das PLATOW zuerst berichtet hatte, schätzte dieser die Kosten Ende 2022 auf 4,6 Mrd. Euro. Inzwischen hat die Bundesbank die Pläne stark verkleinert, aber auch jetzt bleiben die hohen Kosten ein Problem – die wegen der Risiken bei der Sanierung schwer kalkulierbar sind.
Viele offene Fragen
Sollte die Bundesbank das Bauprojekt tatsächlich ganz aufgeben, blieben aber offene Fragen. Erstens: Was passiert mit dem Gebäude der Bundesbank-Zentrale, das seit 2022 unter Denkmalschutz steht? Es abzureißen ist schwierig und auch in der Stadt wollen offenbar trotz der Probleme viele das Gebäude erhalten. Die „FAZ“ thematisierte eine mögliche Nutzung durch eine andere Behörde, nennt aber auch den Haken: Es ist keine Behörde absehbar, die ein Gebäude mit Flächen für mehr als 2.000 Arbeitsplätze braucht. Und wenn es diese geben sollte, dürfte das Interesse gering sein, sich absehbare Probleme mit dem Gebäude einzuhandeln.
Zweitens: Was passiert mit den Goldreserven der Bundesbank, die unter der Zentrale lagern? Sie müssten umgelagert werden, wenn die Bundesbank das Gelände ganz verlässt. Eine Möglichkeit könnte sein, die Goldbarren in anderen Hauptverwaltungen zu lagern oder entsprechende Kapazitäten neu zu bauen. Platz dort wäre möglicherweise frei, weil die Bargeldnutzung sinkt. Allerdings ist Gold auch viel schwerer als Papiergeld.
Drittens: Was passiert mit den Kellerräumen, in denen bisher das Gold lagert? Das Gebäude ist stark unterkellert. Auch hier stellt sich die Frage, was mit den Tresoren passiert, wenn die Bundesbank wegzieht.
Wie auch immer die Bundesbank entscheidet – sicher ist: Bis auf dem Gelände etwas Neues entsteht, wird noch viel Zeit vergehen.