Warum die Fed zum Risikofaktor für Banken und Märkte wird

Bis vor Kurzem rechnete die Finanzwelt fest mit Zinssenkungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr. Fast alle Prognosen für die Aktien- und Kapitalmärkte basieren auf dieser Annahme. Nur wenige warnten früh vor möglichen Zinserhöhungen 2025, wie der Chef des Washingtoner Peterson Instituts, Adam Posen. Dabei sind die Risiken offensichtlich: Die US-Finanzpolitik ist extrem locker, der Arbeitsmarkt angespannt und Zölle könnten die Inflation anheizen. Wann immer zuletzt neue Daten erschienen sind, schürten sie Zweifel an den gängigen Zinsprognosen. Jüngstes Beispiel: Im Januar stieg die Inflationsrate überraschend an.
Laut dem Kapitalmarktexperten Mohamed El-Erian müsste die Fed die Zinsen jetzt eigentlich erhöhen, wenn sie ihr Inflationsziel von 2% ernst nimmt. Ein solcher Schwenk hätte schwere Folgen für die Finanzbranche, auch in Deutschland. Höhere Kapitalmarktzinsen in den USA wirken sich in Europa aus. Seit Dezember sind die US-Anleiherenditen deutlich gestiegen, was sich weltweit niedergeschlagen hat. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich binnen knapp zwei Monaten von 2 auf fast 2,5 %. EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte jüngst, dass es bei den Anleiherenditen einen globalen Anstieg gegeben habe, der hauptsächlich von den USA ausgegangen sei. Der Renditeanstieg wirkt der Geldpolitik der EZB entgegen, die versucht, durch Zinssenkungen günstigere Finanzierungsbedingungen zu schaffen.
Zudem hängt auch das generelle Kapitalmarktumfeld stark von den USA ab. Ob Börsengänge, Venture-Capital oder Unternehmensanleihen – die USA geben den Takt vor. Steigen dort die Zinsen, dämpft das die Geschäfte in Europa. Die Aktienmärkte sind ohnehin stark korreliert. Obwohl Investoren zuletzt ihre Zinserwartungen für die USA angepasst haben, gibt es viel Enttäuschungspotenzial. Noch rechnen sie allenfalls mit einem vorübergehenden Stopp der Zinssenkungen, das zeigen die hohen Gewinne am US-Markt. Dabei dürfte die Erwartung mitschwingen, dass die Fed einen Konflikt mit Donald Trump scheut, der vehement Zinssenkungen fordert. Diese Wette ist riskant, denn Fed-Chef Jerome Powell, dessen Mandat 2026 ausläuft und nicht mehr verlängert werden kann, muss zum Ende seiner Amtszeit keine politische Rücksicht mehr nehmen.