Krisenmodus – Engpässe bei Gewerbeversicherung eskalieren

Selbstkritik ist nicht die Stärke der Versicherungswirtschaft. Als sich die Versicherungsmakler unter Zuhilfenahme ihrer Verbände BVK und BDVM zuletzt an die Presse wandten, um Kapazitätsengpässe bei Gewerbe- und Industrieversicherungen anzumahnen, wiesen die Versicherer die Vorwürfe von sich. Keineswegs würde das Angebot beschnitten, erklärten Unternehmen wie der HDI – der Versichererverband GDV war bei der Diskussion auffällig bemüht zu schweigen.
Doch die „Toter-Mann-Taktik“ hat absehbar nicht zum Erfolg geführt. Der Maklerverband BDVM hat jüngst per Studie aufzeigt, dass erhebliche Kapazitätsengpässe bei Gewerbe- und Industrieversicherungen bestehen. Als zentrale Ursachen werden eine strengere Risikoselektion der Versicherer sowie ein reduzierter Risikoappetit identifiziert. Zudem wird von steigenden Prämien, höheren Selbstbeteiligungen und strikteren Bedingungen für den Versicherungsschutz berichtet.
Diese betreffen besonders die Abfallwirtschaft, das Recycling und die Holzverarbeitung – wie PLATOW mehrfach berichtete. Auch die erwartbare Ausweichbewegung der Industrie hatten wir prophezeit, speziell die Großunternehmen würden sogenannte Captives gründen – wie zuletzt der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband, der dafür den Großmakler Aon beauftragte.
Ein „Captive“ ist eine spezielle Art von Versicherungsgesellschaft, die gegründet wird, um eigene Versicherungsrisiken abzudecken. Doch diese Art der Eigenversicherung ist teuer und daher für den Mittelstand in der Regel keine Option. Unternehmen wie aktuell die Zurich, BarmeniaGothaer oder Allianz erklären mit Verweis auf die eigene Kundennähe stets, dass sie ihr Mittelstands- und Industriegeschäft ausweiten wollen, doch offenbar nur zu unannehmbaren Bedingungen für die Kunden und die Makler. Ein starker Versicherungsmarkt sei ein wesentlicher Standortfaktor für Deutschland, warnt der BDVM. Wenn Unternehmen keine ausreichende Absicherung finden, „gefährdet das den Wirtschaftsstandort“, wird gewarnt. Die Makler klingen in der Debatte zunehmend verzweifelt – die Versicherer schweigen weiter.