VERSICHERER

Munich Re – CEO Wenning warnt vor Folgen der US-Politik

CEO Wenning von Munich Re findet auf der HV ungewohnt deutliche Worte. Die Folgen der US-Politik für Europa können schwerwiegend sein. Diese Offenheit ist riskant, denn Nordamerika ist ein wichtiger Markt und der US-Präsident streitlustig.

Maximilian Volz,
Walking Man, Skulptur von Jonathan Borofsky, vor dem Gebäude der Munich Re
Walking Man, Skulptur von Jonathan Borofsky, vor dem Gebäude der Munich Re © AdobeStock

Eine Rede voller Zwischentöne hielt Joachim Wenning auf der heutigen Jahreshauptversammlung der Munich Re. Der CEO des weltgrößten Rückversicherers hatte nach der Steigerung des Jahresergebnisses 2024 auf 5,7 Mrd. Euro allen Grund zu Hybris gehabt – 2014 betrug der Gewinn noch 3,1 Mrd. Euro. Stattdessen deutete er in seiner Rede mehrfach eine mögliche Abschwächung des rasanten Wachstums an. Zum neuen Strategieplan schwieg er sich weiter aus. Sorgen bereitet Wenning ein volatiler Markt, der das gute Kapitalergebnis des Vorjahres gefährdet. Auch die Exponierung gegenüber Naturgefahren bleibe trotz guter Prognosefähigkeiten hoch.

Der Mitbewerber Swiss Re hat vorgerechnet, dass Hurrikane und Erdbeben zu weltweiten versicherten Schäden von 300 Mrd. USD führen könnten – 2024 waren es insgesamt etwa 133 Mrd. USD, davon 51 Mrd. USD versichert. Die europäische Risikomanagervereinigung Ferma hat aktuell den Vorschlag der Versicherungsaufsicht Eiopa und der EZB zur Einrichtung eines öffentlich-privaten Rückversicherungssystems für Klimaschäden befürwortet. Das sieht eine größere Diversifizierung und Stabilität in der Risikodeckung vor. Die möglichen Auswirkungen auf die Rückversicherer sind noch unklar.

Besonderes Augenmerk richtete Wenning auf den politischen Sektor. Staaten wie „China, Russland und zunehmend die USA“ würden Europa unter Druck setzen. Die klare Aussage Wennings überrascht, denn 2024 erwirtschaftete Munich Re in Nordamerika rund 31% des Versicherungsumsatzes von insgesamt 60,8 Mrd. Euro und kaufte jüngst das amerikanische Versicherungsunternehmen NEXT Insurance. Es verwundert, dass Wenning so deutlich Position bezieht. Als die USA 2023 ihre Bedenken hinsichtlich der Branchenvereinigung Net-Zero Insurance Alliance erklärten, die sich für Klimaneutralität einsetzt, gehörte die Munich Re zu den ersten Unternehmen, die sich aus der Vereinigung zurückzogen. Allerdings wurden die eigenen Klimaziele beibehalten. Auf der Hauptversammlung forderte Regine Richter, Aktivistin der NGO Urgewald, dennoch weitere Ausschlüsse wie die Versicherung von Gasinfrastruktur.

Umbrüche sind auch im globalen Cybermarkt mit etwa 30 Mrd. USD Gesamtumsatz erwartbar, einem Wachstumsfeld der Munich Re. Produktinnovationen, Weiterentwicklungen von Risikomodellen und bessere Datenanalyse seien branchenweit notwendig, um auf dem Markt zu bestehen, analysierte der Makler Howden jüngst. Vielleicht will die Munich Re deswegen im Bereich Spezialversicherung zukaufen, zu dem auch der Sektor Cyber gehört, wie Wenning in seiner Rede erklärte. Die Munich Re steht also vor vielen Herausforderungen, doch Wenning fand zuletzt stets die richtigen Lösungen.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse