Europäische Zentralbank (EZB)

Konjunktur

Rezession bremst die Inflation dramatisch aus

Zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft, deren Wachstum sich 2023 von derzeit 3,1% (jüngster OECD-Forecast für 2022) fast halbieren könnte, passt kein dauerhafter Preisanstieg. Diese Erkenntnis aus der soeben vorgelegten PLATOW Prognose 2023 mit ihrem „Rezflations-Szenario“ findet immer mehr Befürworter. Am bisher drastischsten fällt der Ausblick der Analysten von Pictet aus. Die für treffsicheren Forecast bekannte Schweizer Privatbank erwartet bis Ende 2023 einen Rückgang der Inflation auf nur noch 3,5%. Die zuvor dramatisch schnell und bis in den zweistelligen Bereich gestiegene Geldentwertung könnte im neuen Jahr also so schnell verschwinden, wie sie gekommen war.

EZB-Tower in Frankfurt
Zentralbanken

EZB verschiebt Einführung des Sicherheiten-Management-Systems

Wie die EZB am Freitag mitteilte, verzögert sich nun auch der Start des für die Eurozone einheitlichen Eurosystem Collateral Management System (ECMS) auf den 8.4.2024. Ursprünglich sollte das neue Sicherheiten-Management-System am 20.11.2023 eingeführt werden. Zuvor hatte die EZB bereits den Launch des IT-Großprojekts Target2-Migration von Ende November (21.11) auf den 20.3.2023 verschoben. Die EZB begründet die ECMS-Verspätung denn auch mit dem nach hinten geschobenen Target2-Start. So ließen sich die Folgen daraus besser abfedern.

Immobilien

Alarmsignale am Immobilienmarkt häufen sich

Massive Mittelabflüsse haben den US-Finanzinvestor Blackstone genötigt, die Rückzahlungen aus seinem 69 Mrd. US-Dollar schweren Immobilienfonds Blackstone Real Estate Income Trust zu begrenzen. Die Flucht der zumeist sehr wohlhabenden Anleger aus dem Fonds, der vorwiegend in amerikanische Gewerbeimmobilien investiert, gilt denn auch als Alarmzeichen für den US-Immobilienmarkt. Welche enorme Sprengkraft dortige Verwerfungen für das globale Finanzsystem haben kann, hat die große Finanzkrise von 2008/09 eindrucksvoll gezeigt. Ausgelöst wurde die Finanzkrise damals durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, die zuvor von der lockeren Geldpolitik der Fed befeuert worden war. Daraufhin kollabierten auch in Europa die heißgelaufenen Immobilienmärkte in Spanien, Irland und Großbritannien. Der deutsche Immobilienmarkt, an dem die Preis-Bonanza vorbeigelaufen war, blieb hingegen weitgehend verschont.

EU-Politik

Italien liegt im Plan

Für den Zusammenhalt des Euro könnten die Gefahren am Vorabend einer allenthalben prognostizierten Rezession größer sein. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das liegt am Zustand von Deutschland, dem langjährigen Musterknaben der Zone, aber auch von Italien, eines der schwächsten Mitglieder der 19 Staaten umfassenden Gemeinschaft mit einheitlicher Währung.

EU-Institutionen

Kommt die AMLA nach Frankfurt?

Vielleicht hat es ja noch sein Gutes, dass die Standortentscheidung für die European Banking Authority (EBA) 2017 nicht zugunsten von Frankfurt ausging. Eigentlich hätte das Argument, die Bankenaufseher von EBA und EZB in unmittelbarer Nähe zueinander anzusiedeln, damals schon schlagkräftig genug sein müssen, zumal auch die Versicherungsaufseher (EIOPA) und der Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) gleich nebenan sitzen. Trotzdem machte am Ende Paris das Rennen um die rd. 200 Mitarbeiter starke Behörde.

Bankensektor

Commerzbank – Krämer beklagt Infrastruktur-Stau und Bürokratie

Die Gratwanderung zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsabschwächung bestimmt die aktuelle Debatte von Ökonomen. Auf diesen Balanceakt wies also auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank und selbst ernannter Fürsprecher des deutschen Mittelstands, beim Pressegespräch zum Ausblick 2023 hin. Er erwartet, ähnlich wie Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud (s. PLATOW v. 23.11.), im nächsten Jahr eine milde Rezession (BIP -0,5%).

Zentralbank

Joachim Nagel – Ein Falke im Schafspelz

Die vergangenen Monate waren die intensivsten seines bisherigen Berufslebens, bekannte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei seinem Auftritt im „Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten“. Dabei hält sich Nagel zugute, dass er schon gleich zu Beginn seiner Amtszeit  im Januar auf die heraufziehenden Inflationsgefahren hingewiesen habe. Diese sieht das EZB-Ratsmitglied trotz zuletzt sinkender Ölpreise und eines nachlassenden Auftriebs der Erzeugerpreise im Oktober noch längst nicht gebannt.

Landesbank

Helaba – Chefvolkswirtin mahnt für 2023 zu mehr Zuversicht

Gertrud Traud liebt die Berge, wie sie zu Beginn ihrer Präsentation des Konjunktur- und Kapitalmarktausblicks klarmachte, weshalb sie diesen auch unter das Motto stellte. Die Chefvolkswirtin der Helaba rechnet im Basisszenario „Gratwanderung“ (Eintrittswahrscheinlichkeit 60%) 2023 mit einer milden Rezession (BIP -0,6%). Das Szenario „Absturz“ mit einer tiefen Rezession ist mit 30% aber auch möglich.

Banken

Verwahrentgelt – Nächstes Urteil gegen Strafzins-Praxis

Als Aufregerthema ist der Negativzins wohl etwa gleichauf mit Einschränkungen beim Bargeldgebrauch. Die meisten Banken dürften insofern froh sein, dass die leidige EZB-Gebühr seit Sommer Geschichte ist. Für die Commerzbank, die ihr Verwahrentgelt im Juli abgeschafft hat, gab es allerdings noch ein Nachspiel vor dem Frankfurter Landgericht.

Zentralbank

EZB-Bilanzschmelze – Lagarde stellt PEPP unter Artenschutz

Die hohe Inflation hat den gespaltenen EZB-Rat unverhofft zusammengeschweißt. Bei den jüngsten Jumbo-Zinsschritten zogen die von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel angeführten Falken und die Tauben um EZB-Präsidentin Christine Lagarde an einem Strang.

Banken

Euro Finance Week – Schattenboxen zwischen Bankern und Aufsehern

Zur 25. Jubiläumsausgebe der „Euro Finance Week“ in Frankfurt hatten die Veranstalter vom Deutschen Fachverlag die Bühne für einen Showdown zwischen den Spitzen der Aufsichtsbehörden, Andrea Enria (EZB), Mark Branson (BaFin) und Joachim Wuermeling (Bundesbank), und den versammelten Top-Bankern bereitet. Doch offensichtlich waren beide Seiten sichtlich bemüht, den zuletzt hochgekochten Streit um Dividendenausschüttungen und die Aktivierung zusätzlicher Kapitalpuffer nicht auf die Spitze zu treiben, um dem Finanzplatz keinen unnötigen Schaden zuzufügen. Dazu trug sicher auch bei, dass die Kontrahenten nicht direkt aufeinander trafen, sondern säuberlich getrennt auftraten.

Zentralbanken

EZB-Bilanzabbau – Nagel rammt Pflöcke ein

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel drängt auf einen Abbau der durch die Anleihekäufe kräftig aufgeplusterten EZB-Bilanz. Das Thema steht auch auf der Tagesordnung für die nächste Zinssitzung des EZB-Rats am 15. Dezember. Die von der EZB angehäuften Anleihebestände summieren sich auf gigantische fast 5 Billionen Euro. Die Notenbank hat ihre Anleihekäufe über das Pandemie-Notfallprogramm PEPP und das konventionelle Kaufprogramm APP zwar längst eingestellt, doch noch immer werden die auslaufenden Bonds beider Programme wieder ersetzt. Angesichts steigender Leitzinsen stelle sich zunehmend die Frage, warum durch die Reinvestitionspolitik die Entwicklung der Anleiherenditen im Euroraum tendenziell gebremst wird, so Nagel. Es passe nicht zusammen, die Zinsen am kurzen Marktende in die eine Richtung zu bewegen und jene für längere Laufzeiten in die andere Richtung zu beeinflussen, moniert der Bundesbank-Chef.

Eingangsbereich BayernLB
Bankensektor

BayernLB – Immobilienverkäufe sollen Jahresergebnis retten

Nicht für alle Banken sind die stark steigenden Zinsen ein Segen, zumindest auf kurze Sicht. Im operativen Kundengeschäft profitierte zwar auch die BayernLB in den ersten drei Quartalen von den höheren Zinsen, dennoch brach das Ergebnis vor Steuern um 41% auf 381 Mio. Euro ein.

Bankensektor

Bankenaufsicht – Ringen um Kapitalpuffer

Der antizyklische Kapitalpuffer in einer Bandbreite von null bis 2,5% ist ein relativ neues, überaus scharfes und die Banken in ihren Kreditgeschäften durchaus einschränkendes Instrument der Bankenaufsicht. Werden die Puffer aktiviert, heißt das für die Geldhäuser, dass sie bei der Kreditvergabe entsprechend mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Auf einem Symposium der Bundesbank, das diese traditionell in Kooperation mit dem Verlag Fritz Knapp organisiert, debattierten Aufseher und Vertreter der Kreditwirtschaft aus ihren jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln durchaus kontrovers über das richtige Maß.

Zentralbanken

Lagardes Schlingerkurs

Getrieben von den Falken um Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und der hohen Inflation sucht EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch immer ihre Rolle. Mehrfach schon erwiesen sich ihre Ankündigungen nur kurze Zeit später als von der Realität überholt. Das schadet nicht nur ihrer eigenen Autorität, sondern auch der der Institution EZB.

Konjunktur

Konjunktur für Untergangspropheten

Die schlimmste Krise seit mindestens 1945, Hyperinflation, Bürgerkriege und internationale Konflikte – die Zukunftsvisionen, die der Hedgefonds Elliott laut „Financial Times“ in einem aktuellen Brief an seine Kunden malt, könnten schwärzer nicht ausfallen. Für das Ende der „Everything Bubble“ hält Elliott-Mastermind Paul Singer eine Zahl parat: 50% Wertverlust gegenüber dem Höhepunkt 2021 hält die Investoren-Legende durch die Bank für plausibel. Wer gerade über günstige Bewertungen und Kaufgelegenheiten nachdenkt, sollte demnach also noch ein bisschen abwarten.

Immobilien

Geschlossene Fonds – Sparen an der ESG-Umsetzung

2022 ist die Zahl der neuen Fonds gesunken. Auch am Zweitmarkt sinkt das Angebot, wenn auch bei steigenden Preisen für Immobilienfonds. Viele Initiatoren bewerten die (Zins-)Situation neu. Zwar entstehen Chancen für liquide Käufer, die höhere Verzinsung von Alternativanlagen sorgt aber für neue Konkurrenz. Um noch attraktive Renditen dastellen zu können, wird u. a. an „ESG“ gespart.

Bankensektor

HVB – TLTRO versaut Zinsergebnis

Zum nahenden Ende seiner Dienstzeit zeichnet sich ab, dass HVB-Chef Michael Diederich mit einer Erfolgsbilanz im Gepäck geht. Im Q3 stieg der Gewinn der Unicredit-Tochter zum Vj.-Quartal um rd. 13% auf 256 Mio. Euro, wenngleich er zum Vorquartal deutlich einbrach (-37%). Das lag v. a. am schwächelnden Zinsergebnis (-9% ggü. Q2), das entgegen des Branchentrends nicht von den EZB-Leitzinserhöhungen profitiert hat. Das wiederum sei einem einmaligen Bereinigungseffekt aus dem TLTRO-Programm zuzuschreiben.

Geldpolitik

EZB will im Dezember über Abbau des Anleihe-Portfolios entscheiden

Diesmal ist das Erwartungsmanagement der EZB voll aufgegangen. Auf seiner Zinssitzung am Donnerstag hob der Rat um Präsidentin Christine Lagarde sämtliche drei Leitzinssätze abermals um kräftige 0,75 Prozentpunkte an. Damit steigt der aktuell am meisten beachtete Einlagenzins auf 1,5%. Zudem stellte Lagarde für die kommenden Sitzungen weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Nicht in die Karten schauen ließ sich die Notenbank-Chefin, ob die EZB auch auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember (15.12.) nochmals einen Jumbo-Zinsschritt wagen wird. Dies hänge vom Inflationsausblick, aber auch von den Konjunkturaussichten ab, die im Dezember mit einer „höheren Wahrscheinlichkeit“ von einer Rezession getrübt sein werden. Das deutet darauf hin, dass die EZB einen Gang zurückschalten und sich mit einer Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte begnügen könnte.

Zentralbanken

EZB – Ein bisschen Bilanzschmelze

Er werde sich im EZB-Rat dafür einsetzen, den Abbau der angehäuften Wertpapierbestände rechtzeitig zu adressieren, kündigte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Rande der IWF-Tagung in Washington an. Denn eine geldpolitische Normalisierung sei mehr als nur eine Erhöhung der Leitzinsen. Während die US-Notenbank Fed bereits seit Monaten im Sauseschritt ihre Wertpapierbestände reduziert, war der Bilanzabbau bei der EZB bislang noch kein Thema. Tatsächlich tun sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde und die meisten ihrer Ratskollegen mit der Bilanzschmelze schwerer als die Fed. Denn für die EZB ist die Wiederanlage ihrer Anleihebestände derzeit das wichtigste Instrument, um ein zu starkes Auseinanderlaufen der Eurozone-Renditen zu verhindern.

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