Rechtsprechung / Banken-Urteile / Cum-Ex

Banken

Bank J. Safra Sarasin – Kampf um Reputation

Ob Joseph Safra, der 1939 in Beirut geborene und in Brasilien zu Reichtum gekommene Häuptling des Safra-Clans, geahnt hat, in welche Schwierigkeiten ihn Sarasin bringen würde, nachdem er 2011 gegen harte Konkurrenz den Zuschlag für die Schweizer Privatbank erhielt? Wohl kaum, sonst hätte der mit allen Wassern gewaschene Kaufmann damals nicht die stolze Summe von rd. 1 Mrd. CHF für die Stimmrechtsmehrheit an die niederländische Rabobank gezahlt.

Allgemein

Wettlauf gegen Produktpiraten

Während manche es chic finden mögen, eine gefälschte Sonnenbrille oder Handtasche zu tragen, hört der Spaß bei gefälschten Arzneimitteln und Medizinprodukten auf. Einen gefälschten Herzschrittmacher möchte ebenso niemand, wie einen Inkubator aus dubioser Quelle oder ein mit Rattengift gestrecktes Medikament. Je höher die potenzielle Gewinnspanne ist, desto attraktiver wird das Produkt für Fälscher. Im Fokus standen bisher überwiegend Arzneimittel. „Mit zunehmender Verbreitung von 3D-Druckern wird jedoch auch das Fälschen von Medizintechnikprodukten immer leichter““, so Nora Keßler, Partnerin der Kanzlei Klinkert Rechtsanwälte in Frankfurt.

Immobilien

Berücksichtigung ausländischer Arbeitnehmer

Sind viele Aufsichtsräte deutscher Unternehmen falsch besetzt, weil im Ausland beschäftigte Arbeitnehmer bei der Festlegung des Mitbestimmungsregimes mitzählen? Ein Beschluss des Landgerichts (LG) Frankfurt am Main vom 16.2.2015 (Az.: 3-16 O 1/14) birgt Sprengkraft für deutsche Unternehmen mit grenzüberschreitenden Strukturen. Die Richter hatten in einem Statusverfahren über die Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Deutsche Börse AG zu entscheiden. Die Deutsche Börse AG ist herrschendes Unternehmen der Gruppe Deutsche Börse mit insgesamt rund 3 800 Arbeitnehmern, davon über die Hälfte im Ausland. Der Aufsichtsrat der Deutsche Börse AG ist nach den Vorschriften des Drittelbeteiligungsgesetzes (DrittelbG) zu einem Drittel mit Arbeitnehmervertretern besetzt.

Nach Ansicht des LG ist der Aufsichtsrat nicht richtig zusammengesetzt. Er müsse nach dem Mitbestimmungsgesetz (MitbestG) paritätisch besetzt sein und aus je sechs Anteilseigner-und Arbeitnehmervertretern bestehen. Der Schwellenwert des MitbestG von 2 000 Arbeitnehmern sei – trotz der Beschäftigung von weniger als 2 000 Arbeitnehmern in Deutschland – erreicht, da die Arbeitnehmer von im Ausland ansässigen Konzernunternehmen miteinzubeziehen seien.

„Die Entscheidung steht im Widerspruch zur ganz herrschenden Meinung in Rechtsprechung und Literatur““, sagen Andreas Josupeit und Christoph von Eiff, Rechtsanwälte im Düsseldorfer Büro von CMS Hasche Sigle. Zwar gab es in jüngster Zeit vereinzelt Stimmen, die die Beschränkung des Wahlrechts auf inländische Arbeitnehmer als mit europäischem Recht unvereinbar ansehen. „Das LG hat sich mit der Europarechtskonformität des deutschen Mitbestimmungsrechts jedoch nicht näher auseinandergesetzt, sondern eine Stufe früher angesetzt: Es stellt darauf ab, dass der Wortlaut des MitbestG und auch des DrittelbG an keiner Stelle im Ausland Beschäftigte von der Mitbestimmung ausnehme““, so Josupeit und von Eiff. „Damit richtet sich das Gericht im Kern gegen das allgemein anerkannte Territorialitätsprinzip. Die Entscheidung ist daher abzulehnen.““ Gleichwohl wird die Entscheidung für Verunsicherung sorgen. Würde sie Bestand haben, wären viele Aufsichtsräte – insbesondere personalstarker mittelständischer deutscher Unternehmen mit grenzüberschreitenden Konzernstrukturen – nicht ordnungsgemäß zusammengesetzt bzw. müsste ein solcher erstmalig errichtet werden. Auch ein „Einfrieren““ des tatsächlich gelebten Mitbestimmungsstatuts durch Umwandlung in eine SE könnte im Einzelfall gefährdet sein, da sich das Mitbestimmungsstatut allein nach der Rechtslage und nicht etwa nach der gelebten Praxis richtet. „Als praxistaugliche Alternative dürfte insbesondere die Umwandlung in eine KGaA vermehrt in Betracht kommen, deren zunehmende Beliebtheit auch auf mitbestimmungsrechtlichen Privilegien beruht““, schlussfolgern die CMS-Anwälte.

Allgemein

Haftung medizinischer Prüfstellen

Haftet eine Prüfgesellschaft, die mit der Prüfung eines Qualitätssicherungssystems eines Medizinprodukteherstellers beauftragt wird, auch für Schäden Dritter? Über diese Frage verhandelt der Bundesgerichtshof (BGH) am 9.4.2015 im Streit um minderwertige Brustimplantate (Az.: VII ZR 36/14). Betroffene Frauen haben nach der Insolvenz des französischen Herstellers der Implantate den TÜV Rheinland verklagt. Dieser hatte als „benannte Stelle““ im Auftrag des Herstellers das nach dem Medizinprodukterecht vorgeschriebene Qualitätssicherungssystem geprüft. Das Unternehmen hatte Implantate mit billigem, nicht für medizinische Zwecke geeignetem Industriesilikon gefüllt.

Allgemein

Besonderheiten bei unternehmensübergreifenden Matrixstrukturen

Abweichend von der klassischen hierarchischen Organisation werden Arbeitnehmer zunehmend in Matrixstrukturen tätig. Sie arbeiten nicht mehr für ihren Vertragsarbeitgeber, sondern für einen so genannten Matrixmanager, der ihnen im Rahmen einer unternehmensübergreifenden Gliederung nach Funktions- und Produktionsbereichen vorgesetzt ist. Dieser kann in einer anderen Konzerngesellschaft im In- oder Ausland angestellt sein. Da das deutsche Arbeitsrecht jedoch rein national und auf den Vertragsarbeitgeber ausgerichtet ist, führen Matrixstrukturen zu individualarbeitsrechtlichen sowie betriebsverfassungsrechtlichen Fragen.

Allgemein

Drei Jahre ESUG: Erfahrungen eines Praktikers

Nach einer anfänglichen Euphorie nach Einführung des ESUG ist inzwischen eine gewisse Ernüchterung eingekehrt. Denn auch die neuen Regelungen sind kein Allheilmittel und haben bisher nur in wenigen Fällen zu einer frühzeitigen Anwendung geführt. Fast alle Branchenkenner gehen davon aus, dass eine Sanierung über die Eigenverwaltung oder den Schutzschirm in aller Regel erst dann in Betracht gezogen wird, wenn andere außergerichtliche Sanierungsmöglichkeiten fehlgeschlagen sind.

Allgemein

So geht es weiter – Bundesarbeitsgericht zu Firmenvideos mit ausgeschiedenen Mitarbeitern

Müssen Arbeitgeber Firmenvideos, die ausgeschiedene Mitarbeiter zeigen, von der Homepage löschen? Darüber verhandelt am 19.2.2015 das Bundesarbeitsgericht (BAG; Az.: 8 AZR 1011/13). Das beklagte Unternehmen veröffentlichte 2008 einen Werbefilm, in dem der spätere Kläger in zwei Sequenzen jeweils zwei bis drei Sekunden zu sehen war. Der Kläger, seinerzeit Monteur im Unternehmen, unterschrieb eine Einverständniserklärung zur Nutzung der Filmaufnahmen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.

Allgemein

Steuergestaltung ist keine Steuerhinterziehung

In der öffentlichen Diskussion wird die Steuerplanung von internationalen Unternehmen in der Regel undifferenziert als illegitim beurteilt und in die Nähe der Steuerhinterziehung gerückt. Diese populäre Einschätzung geht jedoch am Kern der Problematik vorbei, wie Martin Bünning, Partner bei Jones Day, erläutert.

Banken

Aktuelles zu Rechtswahlklauseln in M&A-Transaktionen

Mit der Novelle des Kostenrechts in der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der Notarkosten lösen Rechtswahlklauseln nunmehr eine eigenständige Kostenpflicht aus, sobald sie Teil des formbedürftigen Unternehmenskaufvertrags sind. Die Auswirkungen auf Transaktionskosten sind zum Teil erheblich: Neben den Gebühren für die Transaktion selbst fallen weitere 30% der Gebühren für die Rechtswahlklausel an. Bei Verträgen auf Englisch können zusätzlich 30% für die fremdsprachliche Beurkundung hinzukommen. Betroffen von der Kostensteigerung sind vor allem Transaktionen im small- und midcap-Segment. „Doch es gibt Möglichkeiten, die Kosten gering zu halten““, sagt Christof Alexander Schneider von Arqis.

Banken

Daueraufreger Steuerrecht – Ausblick 2015

2014 wurde in der Öffentlichkeit so viel über Steuern diskutiert wie schon lange nicht mehr. Das Jahr 2014 bot mit dem Fall Hoeneß, den Presseberichten zu so genannten Cum-Ex-Geschäften und den anschließenden umfangreichen Durchsuchungen bei Beteiligten, dem Base Erosion and Profit Shifting (BEPS), den Luxembourg-Leaks und ganz aktuell der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer zahlreiche Anlässe, um sich mit Steuern zu beschäftigen. Es besteht dabei die Tendenz, strafbare Steuerhinterziehung, legale Steuerreduzierung und sogar völlig steuerunkritische Fälle miteinander zu vermischen, sagt Florian Lechner, Partner in der Steuerrechtspraxis bei Linklaters in Frankfurt. Vieles sei überhöht worden, um als Aufreger zu taugen.

Immobilien

Vertragliche Abwerbeverbote – Zulässigkeit und Höchstlaufzeit

„Jede Partei verpflichtet sich, während eines Zeitraums von zwei Jahren keine Mitarbeiter der anderen Partei direkt oder indirekt abzuwerben.““ – Diese oder ähnliche Vertragsklauseln finden sich in zahlreichen Verträgen. Insbesondere im Zusammenhang mit Unternehmenstransaktionen werden regelmäßig derartige Abwerbeverbote vereinbart, um sicher zu stellen, dass das vorhandene Know-how der Mitarbeiter nicht abwandert. Eric Messenzehl, Rechtsanwalt und Partner im Frankfurter Büro der Sozietät GvW Graf von Westphalen, warnt allerdings vor einem allzu unbedachten Umgang mit Abwerbeverbotsklauseln. Denn die Rechtsprechung steht vertraglich vereinbarten Abwerbeverboten immer häufiger skeptisch gegenüber. So hat etwa der Bundesgerichtshof (BGH) jüngst mit Urteil vom 30.4.2014 (Az.: I ZR 245/12) eine gängige Abwerbeverbotsklausel als unwirksam eingestuft. „Diese Leitentscheidung des BGH macht deutlich, dass bei der Ausformulierung von Abwerbeverboten stets Vorsicht geboten ist““, so Messenzehl.

Banken

Klauseln zu Bearbeitungsgebühren

Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Banken und Sparkassen zu Bearbeitungsgebühren bei Verbraucherdarlehen sind laut zwei Urteilen des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Mai 2014 unzulässig. Bank- und Sparkassenkunden, die für ihren Kreditvertrag Gebühren gezahlt haben, können die Beträge auf Grund der Urteile zurückverlangen. Doch wie weit reichen die Ansprüche zurück?

Allgemein

BGH-Rechtsprechung zementiert Rechtsunsicherheit

GmbH-Geschäftsanteile können nur durch einen notariell beurkundeten Vertrag übertragen werden. Da Schweizer Notare günstiger sind, wich man früher gern zur Beurkundung in die Schweiz aus. Der Bundesgerichtshof (BGH) äußerte sich im Dezember 2013 zu der Frage der Formwirksamkeit von im Ausland beurkundeten Geschäftsanteilsabtretungsverträgen und bekräftigte damit die bereits bestehende Rechtsunsicherheit. Florian Hirschmann und Silvio McMiken von DLA Piper raten von einer Beurkundung im Ausland weiterhin ab.

Immobilien

Privatanleger unterschätzen Risiko von Immobilien-Investments

Im Gefolge der Finanzkrise hat das private Investment in Wohnungen ebenso wie das institutionelle in Wohnungsportfolios deutlich zugelegt. Die Verzweiflung vieler Investoren über mangelnde Anlagealternativen und ein vordergründiges Sicherheitsdenken haben maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen.

Banken

Energiewende 2014 – eine rechtliche Zwischenbilanz

Die Energierechtsgruppe der Anwaltssozietät Clifford Chance hatte am 10.9. zusammen mit den Stadtwerken Düsseldorf zum 14. Düsseldorfer Energierechtstag geladen. Rd. 300 Vertreter von Unternehmens-, Banken-, Behörden- und Verbandsseite folgten der von den Clifford Chance-Anwälten Peter Rosin und Professor Ulrich Büdenbender geleiteten Veranstaltung. Sie diskutierten den Stand der Energiewende und zogen eine Zwischenbilanz aus rechtlicher Sicht. Diese fiel durchaus gespalten aus, wie Clifford Chance-Partner Thomas Burmeister berichtet.

Allgemein

Neue Regeln für Banker-Boni aus arbeitsrechtlicher Sicht

Seit dem 1. Januar gilt die novellierte Institutsvergütungsverordnung (IVV) mit verschärften Anforderungen an Vergütungssysteme. Wie bisher dürfen Institute Garantieboni lediglich in den ersten 12 Monaten des Anstellungsverhältnisses gewähren. Garantiebonus sind dabei nicht nur Antrittsprämien, sondern alle Formen garantierter variabler Vergütung, z. B. widerrufliche, befristete Stellenzulagen oder Boni, die lediglich ein bestehendes Arbeitsverhältnisses zu einem bestimmten Stichtag voraussetzen. Ein Novum ist die Begrenzung der variablen Vergütung auf 100% des Fixums, die mit Zustimmung der Anteilseigner auf maximal 200% erhöht werden kann. Nach britischem Modell im Ermessen der Bank stehende oder an Vorbehalte geknüpfte sog. „Fixed Allowances“ sind auf Basis ihrer Ausgestaltung in der Regel als variable Vergütung zu erachten und eignen sich in Deutschland nicht zur Erhöhung der Fixvergütung für die Zwecke des Bonus-Caps.

Allgemein

Sonderkündigungsschutz für Bewerber zum Wahlvorstand?

Mitglieder des Wahlvorstands für eine Betriebsratswahl genießen besonderen Kündigungsschutz. Was aber ist mit Kandidaten für den Wahlvorstand? Sind auch diese vom Sonderkündigungsschutz des Betriebsverfassungsgesetzes erfasst? Hierüber soll am 31.07.2014 das Bundesarbeitsgericht (Az.: 2 AZR 505/13) entscheiden. Bei einem Unternehmen zur Herstellung von Wellpappe sollte der Kläger auf Betreiben der Gewerkschaft Ver.di auf einer Betriebsversammlung zum Wahlvorstand für die Betriebsratswahl gewählt werden. Die Wahl war wegen unklarer Teilnehmerzahl jedoch ungültig.

Immobilien

30 Jahre Anlegerschutz bei Geschlossenen Fonds auf „Reset“

Die Regulierung verzichtet auf die Prognoserechnung und der Branchenverband setzt im neuen Performance-Standard die Soll-/Ist-Leistungsbilanz aus. Das ist die neue „weiße Welt“ der Regulierung. Über 30 Jahre hat der Anlegerschutz bei Geschlossenen Immobilienfonds an der Prospektierung gearbeitet.

Allgemein

Ist Urlaubsanspruch vererblich?

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) befasst sich am 12.6.2014 mit der Frage: Ist Urlaubsanspruch vererblich? Urlaubsansprüche von Arbeitnehmern gelten bislang als mit dem Tod erloschen. Weil keine höchstpersönliche Leistungspflicht des Arbeitnehmers mehr besteht, entfällt mangels Erfüllbarkeit auch der Urlaubsanspruch, so das Bundesarbeitsgericht (BAG, Az. 9 AZR 416/10). An dieser Rechtsprechung hat das Landesarbeitsgericht Hamm (LAG) Zweifel angemeldet (Az. 16 Sa 1511/12) und dem EuGH die Frage vorgelegt, ob mit dem nicht mehr zu verwirklichenden Anspruch auf Freistellung von der Arbeit auch der Anspruch auf Zahlung des Urlaubsentgelts durch Tod des Mitarbeiters untergeht.

Banken

Der Rückzug von der Börse wird leichter

Für Investoren und börsennotierte Unternehmen haben sich die Spielregel seit dem FRoSTA-Beschluss des Bundesgerichtshof (BGH II ZB 26/12) geändert. Damit gab der BGH vergangenen Oktober seine Macrotron-Rechtsprechung auf, nach der dem Antrag auf Widerruf der Börsenzulassung ein Hauptversammlungsbeschluss vorgehen musste und den Minderheitsaktionären ein Pflichtangebot zu unterbreiten war, das nach den Regeln des Spruchverfahrens überprüfbar sein musste. Stephan Ulrich, Partner bei Simmons & Simmons, erläutert die neuen Rahmenbedingungen für den Rückzug von der Börse und gibt einen Ausblick auf das erwartete Effecten-Spiegel-Urteil.

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